Offenbach

„Ein Zeitzeuge erzählt: Erinnerungen an die Olympischen Spiele 1972“

"Der Rodgauer Werner Stolzenburg erinnert sich an seine prägende Erfahrung als Fahrer bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in Kiel, wo er nicht nur Sportfunktionäre chauffierte, sondern auch interkulturelle Begegnungen erlebte und den Schatten eines Terroranschlags mitbekam, der die Spiele überschattete."

Die Olympischen Spiele sind nicht nur ein Sportereignis, sondern auch eine Gelegenheit für kulturellen Austausch und persönliche Erinnerungen. Dieses Jahr, während die Weltgemeinschaft auf die Spiele in Paris blickt, erinnern sich einige Menschen an ihre eigenen Erlebnisse, wie beispielsweise Werner Stolzenburg aus Rodgau, der 1972 eine besondere Rolle spielte.

Einblicke in eine Zeit des Wandels

Für Werner Stolzenburg wird die Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris Erinnerungen wachrufen, die mehr als fünf Jahrzehnte zurückliegen. Im Jahr 1972 war er als 20-Jähriger freiwillig in Kiel tätig, um die Olympischen Spiele während der Segelwettbewerbe zu unterstützen. Diese besonderen Erlebnisse haben nicht nur seinen Lebensweg geprägt, sondern spiegeln auch die gesellschaftlichen Veränderungen jener Zeit wider.

Freiwillige im Fahrdienst

Als Teil der Fahrbereitschaft nutzte Stolzenburg seine Erfahrungen als Zeitsoldat bei der Marine. Dabei chauffierte er Sportfunktionäre und Pressevertreter in Fahrzeugen, die mit maritimen Namen wie „Kapitän“ und „Admiral“ versehen waren. Dies stellte für ihn ein wenig Luxus dar, den die deutschen Gastgeber ihren internationalen Gästen bieten wollten.

Ein kultureller Austausch auf Augenhöhe

Neben seinen Fahrten durch die Kieler Förde hatte Stolzenburg auch mit der olympischen Jugend zu tun, die aus verschiedenen Ländern anreiste. Die Begegnungen mit Jugendlichen aus Japan und anderen Nationen führten zu einem interkulturellen Austausch, der für viele Freiwillige eine neue Erfahrung war. „Die meisten von uns hatten erstmals Kontakt mit verschiedenen Nationalitäten“, erinnert er sich. Diese Erlebnisse förderten ein Gefühl der Verbundenheit und ein besseres Verständnis unter den Menschen.

Die Schattenseite: Ein erschütternder Vorfall

Doch nicht alle Erinnerungen sind heiter. Der Anschlag auf die israelische Olympiamannschaft am 5. September 1972 stellte das gesamte Event auf den Kopf und hinterließ einen bleibenden Eindruck auf jeden, der dabei war. Stolzenburg schildert, wie die plötzliche Stille im Fahrerlager zu spüren war, als die Nachrichten über das Grauen sich verbreiteten. Die Spiele, die zu Beginn von Freude und Optimismus geprägt waren, trugen bald einen Schatten auf sich.

Persönliche Lektionen und Lebensweisheiten

Trotz der Tragödien war die Zeit bei den Olympischen Spielen für Stolzenburg auch eine Zeit des Lernens und der Erkenntnis. Eine seiner eindrucksvollsten Begegnungen war die mit einem Sportfunktionär aus der Sowjetunion, der ihm die menschliche Seite hinter politischen Differenzen zeigte. „Es kommt nicht auf Nationalität, Hautfarbe oder Religion an, sondern auf den Charakter und die Persönlichkeit eines Menschen“, war die Botschaft, die ihm in Erinnerung blieb und die ihn bis heute leitet.

Ein bleibendes Erbe: Keramische Erinnerungen

Diese Erlebnisse wurden durch eine einfache Keramikplakette symbolisiert, die Stolzenburg als Dank für seine Arbeit erhielt. Auf der Plakette steht: „Danke für Ihre Mitarbeit bei den Spielen der XX. Olympiade“. Dies ist nicht nur ein physisches Erinnerungsstück, sondern auch ein Zeichen für die Freundschaften und Lektionen, die während dieser Zeit entstanden sind.

Insgesamt zeigen die Geschichten von Stolzenburg und anderen, dass die Olympischen Spiele mehr sind als nur Wettkämpfe. Sie sind eine Plattform für Begegnungen, verständnisvolle Beziehungen und die Entwicklung einer Gemeinschaft, die auch über nationale Grenzen hinweg existiert.

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