Erstmals seit zwei Jahrzehnten wurde die Stadionhymne „Herz von St. Pauli“ vor einem Heimspiel des FC St. Pauli nicht gespielt. Diese Entscheidung sorgte vor dem Spiel gegen den SC Freiburg für emotionale Reaktionen am Millerntor. Während ein Teil der Fans den Präsidenten Oke Göttlich auspfiff, gab es auch Applaus für die Vereinsführung. Sicherheits-Chef Sven Brux betonte, dass eine Hymne nicht funktionieren kann, wenn ein erheblicher Teil der Anhänger dagegen ist, und forderte eine umfassende Debatte über das Thema.
Hintergrund der umstrittenen Entscheidung sind die NS-Vergangenheit des Liedtexters Josef Ollig sowie dessen biografische Verstrickungen, die vom FC St. Pauli Museum intensiv recherchiert wurden. Der Verein hat eine differenzierte Diskussion unter den Fans festgestellt. Während einige eine Trennung von Werk und Autor einfordern, verlangen andere das endgültige Ende des musikalischen Rituals. Der FC St. Pauli ist bekannt für sein Engagement gegen Rassismus und Rechtsradikalismus. Die Vereinsführung hatte bereits 1998 das Stadion umbenannt, nachdem die NS-Vergangenheit des ursprünglichen Namensgebers Wilhelm Koch bekannt wurde.
Die Entscheidung des Vereins
Am 15. Februar 2025 gab der FC St. Pauli bekannt, dass die Hymne „Das Herz von St. Pauli“ vorerst nicht mehr abspielen wird. Diese Mitteilung kam erst einen Tag vor dem Heimspiel gegen den SC Freiburg. Laut Präsident Göttlich sind die Pfiffe und Beschimpfungen während der Hymne „nicht hinnehmbar“. Der Verein plant, den Austausch mit Mitgliedern und Fans über den Umgang mit dem Lied fortzusetzen und eine wissenschaftliche Dokumentation zu veröffentlichen, um die Diskussion fundierter zu gestalten.
Im Rahmen dieser Maßnahmen soll eine Veranstaltung mit dem Fanladen St. Pauli und dem FCSP-Museum durchgeführt werden, um die Ergebnisse der Recherche vorzustellen. Diese Untersuchungen umfassen die Biographien von Hans Albers, dem Interpreten, Michael Jary, dem Komponisten, und Josef Ollig, dem Texter. Ollig war als Soldat der Wehrmacht und Kriegsberichterstatter für die NS-Propaganda aktiv, was für die Fans eine zentrale Rolle in der Kontroverse spielt.
Die Reaktionen der Fans und der Vereinsführung
Trainer Alexander Blessin hat die Entscheidung des Vereins unterstützt und betont, dass die Akzeptanz des Ergebnisses wichtig sei. Dennoch bleibt die Fanszene gespalten. Während viele das gemeinsame Singen der Hymne als wesentlichen Bestandteil ihres Stadionerlebnisses ansehen, sorgen die historischen Zusammenhänge um den Text für anhaltende Diskussionen. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, sich kritisch mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen und plant, das Thema in den kommenden Wochen weiter zu vertiefen.
Der FC St. Pauli, dessen Mitgliederzahl mehr als 16.000 beträgt und über einen Gesamtwert von über 20 Millionen Euro verfügt, steht dabei vor der Herausforderung, die verschiedenen Meinungen seiner Anhänger zu berücksichtigen und gleichzeitig seiner Verantwortung als Verein, der für Vielfalt und Toleranz steht, gerecht zu werden.
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