Am Montag beginnt in Hessen die längste Unterrichtsphase des Schuljahres, die 12 Wochen bis zu den Osterferien. Doch die Freude über den Schulbeginn überschattet ein drängendes Problem: der Lehrermangel hat sich in den letzten Jahren dramatisch verschärft. Trotz steigender Zahl von Lehrkräften bleibt die Situation angespannt, da mehr unbesetzte Stellen existieren als bekannt. Die hessische Landesregierung reagiert mit verschiedenen Maßnahmen zur Verbesserung, jedoch sind die Erfolge nach wie vor spürbar gering. Prognosen deuten zudem darauf hin, dass der Lehrermangel in den kommenden Jahren nur wenig besser werden wird, was die Situation für den Bildungssektor weiter verkompliziert, wie die FAZ berichtet.
Ein besonders besorgniserregender Aspekt ist die zunehmende Belastung der Lehrkräfte. Diese sehen sich nicht nur mit dem grundlegenden Unterricht konfrontiert, sondern auch mit zusätzlichen Aufgaben wie Inklusion und dem anstehenden Ganztagsunterricht. Während die Geburtenzahlen in der Primarstufe in Zukunft möglicherweise etwas zur Entspannung beitragen könnten, bleibt der hohe Bedarf an Lehrern in allen Lehrämtern bestehen.
Schülerzahlenprognosen und deren Folgen
Wie die Kultusministerkonferenz kürzlich veröffentlichte, wird ein Anstieg der Schülerzahlen bis 2030 erwartet, mit einem Höchststand in den Grundschulen im Jahr 2026. Anschließend wird ein leichter Rückgang prognostiziert. Die genauen Zahlen sind jedoch aufgrund globaler Krisen und unvorhersehbarer Migrationsströme mit Unsicherheiten behaftet. Im vergangenen Schuljahr blieben in Hessen etwa 1.000 Lehrerstelle unbesetzt, was die von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) geäußerten Warnungen vor einem akuten Lehrermangel unterstreicht.
Die Zahl der verbeamteten Lehrkräfte in Hessen ist von 2019/2020 von knapp 50.000 auf über 52.200 im Schuljahr 2023/2024 gestiegen. Auch die Anzahl der angestellten Lehrkräfte hat sich von etwa 9.000 auf rund 12.500 erhöht. Dennoch bleibt die Erfassung von Quereinsteigern und die Unterscheidung zu regulär ausgebildeten Lehrkräften eine Herausforderung. Insbesondere an Gesamtschulen und beruflichen Schulen ist der Mangel besonders spürbar.
Maßnahmen und Herausforderungen
Die Freie Demokratische Partei (FDP) äußert Bedenken, dass der Lehrkräftemangel die Bildungs-chancen sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler gefährden könnte. Sie schlägt Maßnahmen wie Entlastungen durch Entbürokratisierung, den Einsatz digitaler Hilfsmittel und Künstliche Intelligenz vor, um die Situation zu verbessern. Ein weiterer zusätzlicher Personalbedarf könnte durch die geplante Ganztagsbetreuung für Grundschüler:innen ab 2026 entstehen.
Das Bildungsministerium steht vor der Herausforderung, ausreichend Personal für die steigende Nachfrage zu finden und bestehende Lücken zu schließen. Am 1. November 2024 werden voraussichtlich rund 1.300 junge Lehrkräfte ihren Vorbereitungsdienst in Hessen antreten. Bildungsminister Armin Schwarz und Staatssekretär Dr. Manuel Lösel begrüßen die neuen Lehrkräfte in verschiedenen Städten und betonen die gesellschaftliche Bedeutung des Lehrberufs. Trotz der Bemühungen bleibt die Lage angespannt und erfordert drängende Lösungen.