Die Stadt Limburg an der Lahn plant ein umstrittenes Vorgehen zur Regulierung der Stadttaubenpopulation. Laut Tag24 möchte die Stadt 200 Stadttauben einfangen und töten lassen. Ursprünglich sollten die Tiere an die Tierschutzorganisation Gut Aiderbichl übergeben werden, jedoch erhielt eine erste Ausschreibung für das Einfangen nur ein Angebot, das mit 57.100 Euro deutlich über den kalkulierten Kosten von 25.000 Euro lag. Infolgedessen hob der Magistrat die Ausschreibung in einer Sitzung auf und plant nun eine neue Ausschreibung.

Der Bürgerentscheid im Juni 2022 hat gezeigt, dass die Mehrheit der Bürger eine zu große Taubenpopulation als Problem ansieht. Dieses Anliegen führte zu einem Beschluss der Stadtverordneten aus November 2023 zur Dezimierung der Taubenpopulation. Dabei wird eine maximale Einsatzzeit von drei Monaten für das Einfangen und Unterbringen der Tiere angestrebt.

Kontroverses Vorgehen

Die beabsichtigte Tötung der Stadttauben könnte durch Genickbruch erfolgen, was bereits Proteste von Tierschützern ausgelöst hat. Die Stadt beruft sich auf ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofs in Kassel von 2011, welches die Tötung von Tauben unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Tierschutzorganisationen plädieren jedoch für ein nachhaltiges und tierfreundliches Management der Bevölkerung.

Der Umgang mit Stadttauben ist kein unproblematisches Thema. Eine Umfrage von 2021 hat gezeigt, dass diese Vögel unterschiedlich wahrgenommen werden – als liebenswerte Tiere oder als „Schädlinge“. Laut Tierrechte sind Stadttauben domestizierte Haustiere, Nachkommen von Haus-, Brief- oder Rassetauben, die nicht an ein Leben in freier Wildbahn angepasst sind.

Nachhaltige Lösungen

Stadttauben stammen ursprünglich von der Felsentaube ab und nutzen in urbanen Gebieten bevorzugt Gebäudefassaden als Nistplätze. Ihre Fortpflanzungsrate ist hoch; Brutpaare können unter optimalen Bedingungen bis zu 12 flügge Jungtiere pro Jahr aufziehen. Das „Taubenproblem“ in Städten ist vorwiegend menschengemacht, da Tauben seit über 2.000 Jahren domestiziert sind.

Die Gesundheit der Tauben stellt laut Bundesgesundheitsamt kein größeres Risiko dar als bei anderen Vögeln oder Haustieren. Statt repressive Maßnahmen zu ergreifen, empfiehlt sich ein tierschutzgerechtes Konzept zur Bestandsregulierung, wie das „Augsburger Modell“, das betreute Nistplätze, Futterversorgung und Aufklärung der Bürger umfasst. Kommunen tragen die Verantwortung, tierschutzrechtliche Probleme nachhaltig zu lösen und sollten dies nicht durch Fangen oder Tötung der Tiere versuchen.

Ein neues Gutachten hat Stadttauben als Fundtiere klassifiziert und fordert ein professionelles Taubenmanagement mit Unterstützung von Tierschutzvereinen und Ehrenamtlichen. Angesichts der aktuellen Pläne der Stadt Limburg bleibt abzuwarten, wie zukünftig mit der Situation der Stadttauben umgegangen wird und ob nachhaltige Lösungen gefunden werden können.