Kassel

Kunst und Soziokultur kehren ins Hugenottenhaus in Kassel zurück

Im Hugenottenhaus in Kassel wird ab dem 28. August 2024 durch den Verein Moving School und internationale Künstler ein temporärer kreativer Raum für Kunst und Soziokultur eröffnet, um wichtige kulturelle Impulse zu setzen, während das benachbarte Hotel Hessenland erweitert wird.

Im Hugenottenhaus an der Friedrichsstraße in Kassel wird Kunst und Soziokultur neu belebt. Nachdem die Kunstszene zuvor von der Schließung der Kult-Bar Perle und dem Rückzug der Ausstellungsmacher Lutz und Silvia Freyer geprägt war, gibt es nun frischen Wind durch den Kasseler Verein Moving School. Eigentümer Udo Wendland hat die Kreativen eingeladen, das historische Gebäude mit ihren Projekten zu bespielen.

Die Moving School, 2012 im Zuge der documenta ins Leben gerufen, agiert an der Schnittstelle von Kunst und Migration und fördert selbstbestimmtes, kreatives Lernen. Ihr Engagement hat den Hugenottenhaus wieder in einen lebendigen Ort verwandelt, der Raum für Austausch und kreative Experimente bietet. Auf der zweiten Etage haben bereits die Künstlerinnen Arya Atti und Elly Owk temporäre Ateliers eingerichtet.

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Internationale Künstler und kreative Projekte

Der Verein bietet zudem Residenzaufenthalte für internationale Kunstschaffende. Jessica Fairfax Hirst, die aus der Dominikanischen Republik stammt, arbeitet an einer Installation zur erdgeschichtlichen Entwicklung, die das Publikum aktiv einbeziehen soll. Ihr Kollege Eliu Monte hat einen Raum mit Fotoplakaten gestaltet, der unter dem Slogan „Se necesita un médico“ – ein Arzt wird gebraucht – steht. Auch Künstlerinnen aus Tunesien, Amina Abdellatif und Mylow, sind als Kunst-Residencies im Hugenottenhaus vertreten.

Das Moving-School-Team plant aufregende Veranstaltungen: Während einige Räumlichkeiten für Diskussionen und Workshops vorgesehen sind, wird im Erdgeschoss eine künstlerische Installation des mexikanischen Künstlers Pedro Reyes realisiert. Bei der documenta 13 sorgte sein „Biografische Museum“, ein Tisch-Labyrinth, für großes Interesse. Damit sollen soziale Zusammenhänge und Lebensstationen veranschaulicht werden.

Das Programm im Hugenottenhaus wird projektbezogen gestaltet, ohne feste Öffnungszeiten. „Das Programm entwickelt sich gerade“, erklärt Friederike Siebert vom Moving-School-Team und überrascht mit einem innovativen Ansatz. Am Mittwoch, den 28. August, findet eine Eröffnungsfeier statt, die das Interesse der Öffentlichkeit wecken soll. Für diese Veranstaltung wurde bereits ein Nutzungsantrag bei der Stadt Kassel gestellt.

Trotz der kulturellen Aktivitäten im Haus wird es seitens der Moving School keine Gastronomie oder einen Biergarten geben; das Außengelände wird derzeit aufgrund der geplanten Erweiterung des angrenzenden Hotels Hessenland nicht zur Verfügung stehen. Hauseigentümer Udo Wendland informiert über die laufenden Prozesse des Bebauungsplans und die Abstimmungen mit den städtischen Ämtern.

Wie Wendland erklärt, sind die Planungen zur Hotelerweiterung noch im Gange. Der Bauantrag kann erst nach Abschluss dieser Verfahren eingereicht werden, jedoch besteht die Möglichkeit, dass die Moving School das Hugenottenhaus voraussichtlich auch während der Saison 2025 nutzen kann.

Kulturelle Zukunftsperspektiven

Im Winter wird der kreative Betrieb im Hugenottenhaus pausiert, da keine Heizung vorhanden ist. Bis dahin plant die Moving School, das Programm bis Oktober fortzusetzen und je nach Wetterlage eventuell bis in den November hinein. Die Angebote im Hugenottenhaus werden regelmäßig über die Social-Media-Kanäle der Moving School angekündigt, um Interessierte über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten.

Diese kulturellen Aktivitäten stellen nicht nur einen temporären Rückzug in die Kunst dar, sondern zeigen auch, wie wichtig kreative und gemeinschaftliche Räume in angespannten Zeiten sind. Das Hugenottenhaus wird so ein bedeutender Ort für neue Ideen, Projekte und internationale Künstler, die in Kassel einen wertvollen Beitrag zur zeitgenössischen Kunstszene leisten.

Kulturelle Bedeutung des Hugenottenhauses

Das Hugenottenhaus an der Friedrichsstraße hat eine bemerkenswerte Geschichte als kultureller Treffpunkt in Kassel. Ursprünglich als Wohngebäude im 18. Jahrhundert errichtet, wurde es später als Plattform für Kunst und Kultur genutzt. An diesem Ort haben zahlreiche Veranstaltungen, Ausstellungen und Projekte stattgefunden, die zur Bereicherung des Kasseler Kulturlebens beigetragen haben. Besonders prägend war die Rolle während der documenta, die in Kassel regelmäßig internationale Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die Anbindung an die Kunstszene ermöglicht es dem Hugenottenhaus, als Katalysator für kreative Ideen und den Austausch verschiedener kultureller Perspektiven zu fungieren.

Veranstaltungen und Projekte der Moving School

Die Kooperation zwischen dem Verein Moving School und dem Hugenottenhaus gibt internationalen Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit, ihre Arbeiten in einem inspirierenden Umfeld zu präsentieren und gleichzeitig aktiv in die städtische Gemeinschaft einzugreifen. Projekte wie die interaktive Installation von Jessica Fairfax Hirst sollen nicht nur ästhetisch ansprechen, sondern auch das Publikum in die künstlerischen Prozesse einbeziehen. Solche Formate fördern den Dialog zwischen Kunst und Gesellschaft und schaffen Räume für kritische Auseinandersetzungen mit aktuellen Themen. Darüber hinaus sind Workshops und Diskussionsveranstaltungen geplant, die eine Plattform für den Austausch von Ideen bieten und die Kulturvielfalt Kassels abbilden.

Zukunftsperspektiven

Blickt man in die Zukunft, scheint das Hugenottenhaus einen strategischen Wert für Kassel und seine Bürger zu bieten. Der laufende Bebauungsplan für die Hotelerweiterung wird nicht nur die Infrastruktur des Bereichs verbessern, sondern könnte auch Synergien zwischen den kulturellen Aktivitäten im Hugenottenhaus und dem erweiterten Angebot des Hotels fördern. Die Integration von Kunst und Gastronomie könnte Besucher anziehen und Kassel als kreativen Hotspot positionieren. Wenn die Moving School weiterhin ihre innovativen Programme umsetzt, wird das Hugenottenhaus auch in den kommenden Jahren ein Zentrum für kulturelle Interaktion sein und möglicherweise einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Identität der Stadt leisten.

Lebt in Dresden und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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