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Mieter beim Wohnungsunternehmen Vonovia erhalten moderne Rauchwarnmelder. Doch in Kassel gibt es Unmut wegen der Kosten und dazu Datenschutzbedenken.
Kassel – Die kleinen weißen Geräte können viel mehr, als nur vor Feuer und Rauch warnen. In großen Teilen seiner 3.300 Mietwohnungen in Kassel lässt das Wohnungsunternehmen Vonovia neue Multifunktions-Rauchwarnmelder installieren, die etwa auch Daten zum Wohnklima sammeln.
Doch es regt sich Widerstand dagegen. Der Kasseler Anwalt Axel Werner und der Mieterbund Nordhessen üben Kritik, weil sie die Modernisierung und die dafür fällige Mieterhöhung als überflüssig erachten und zudem Datenschutzbedenken haben. Vonovia verteidigt seine Pläne: Die Geräte böten mehr Sicherheitsfunktionen als ein klassischer Rauchwarnmelder und seien auch darüber hinaus für die Mieter ein echter Mehrwert.
Mieterbund Nordhessen kritisiert Vonovia-Pläne
Können Leben retten: Inzwischen gibt es intelligente Rauchwarnmelder, die weit mehr können, als nur eine Rauchentwicklung zu erkennen und davor zu warnen. Hier im Bild noch ein klassischer Warnmelder. © Roland Weihrauch/dpa
Werner will das nicht gelten lassen. Er vertritt zurzeit sechs Mandanten, die alle Mieter in Vonovia-Wohnungen in Wilhelmshöhe sind. In den Wohnungen gebe es bereits voll funktionsfähige Warnmelder, die alle zwei Jahre überprüft würden. Insofern sei nicht nachvollziehbar, warum die Mieter für den Austausch gut vier Euro mehr Miete im Monat zahlen sollen.
Er habe deshalb den Betroffenen geraten, der Installation nicht zuzustimmen und auch die von Vonovia erbetene Datenschutzerklärung nicht zu unterzeichnen. „Die Geräte erfassen alle zwei Minuten Daten zum Raumklima und senden diese dann täglich an die Basisstation“, sagt Werner. Der Anwalt sieht darin eine unangemessene Überwachung des Mieterverhaltens. Zudem wolle nicht jeder funkende Geräte in Schlaf- und Kinderzimmer haben.
Spionage-Vorwurf: App ermöglicht es Vonovia, Mieterverhalten zu erfassen
Wer die Datenschutzerklärung unterzeichnet, kann nicht nur selbst mit einer speziellen App Empfehlungen zum besseren Lüft- und Heizverhalten erhalten, sondern erlaubt es Vonovia, diese Daten zu Temperatur und Feuchtigkeit im Wohnungsbestand auszuwerten.
Wobei das Wohnungsunternehmen versichert, dass die Auswertung anonymisiert erfolge und keine Rückschlüsse auf einzelne Wohnungen und Mieter – etwa bei Streitigkeiten um Schimmel in der Wohnung – möglich seien. Zudem seien Mieter nicht gezwungen, die Datenschutzerklärung zu unterzeichnen. In dem Fall finde keine Übertragung der Daten statt. Sie seien dann aber auch nicht in der Mieter-App verfügbar.
Vonovia beteuert Nutzen der neuen Rauchmelder in Kassel
Er vertritt mehrere Betroffene: der Kasseler Anwalt Axel Werner. © Malmus, Pia
Vonovia verweist auf weitere Vorteile der Geräte, die unabhängig von der Datenverarbeitung bestünden. „Der Multifunktionswarnmelder bietet mehr Sicherheitsfunktionen als ein klassischer Rauchwarnmelder. Dazu zählen Rauch-, Hitze und Kohlenmonoxid-Warnmeldungen sowie eine Gruppierfunktion des Alarmtons, sodass der Alarm in jedem Raum der Wohnung für alle Bewohnerinnen und Bewohner zeitgleich zu hören ist“, sagt eine Sprecherin.
Die individuellen Mehrkosten für die Warnmelder hängen laut Vonovia davon ab, wie viele Melder installiert werden. Im Schnitt handele es sich um etwa vier bis 4,50 Euro pro Monat. Hinzu kommen etwa 1,50 Euro monatlich für die Fernwartung.
Anwalt aus Kassel mahnt: Auswirkung auf zukünftige Mieterhöhungen
„Bei den Kosten bleibt es aber nicht. Wenn der Sockelbetrag steigt, wirkt sich auch jede prozentuale Mieterhöhung in der Zukunft stärker aus“, sagt Anwalt Werner.
Beim Mieterbund Nordhessen sind bereits etliche Beschwerden von Vonovia-Mietern aus unterschiedlichen Kasseler Stadtteilen eingegangen. Die Geräte würden von diesen Mietern als Eingriff in die Privatsphäre empfunden, sagt Violetta Bock, Geschäftsführerin des Mieterbundes. Einzelne hätten den Einbau verweigert.
Ein Vonovia-Mieter aus Kassel packte in der Vergangenheit aus und wetterte: „Haben mich wie einen Idioten behandelt.“ (von Bastian Ludwig)
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