Am 5. Februar 2025 fand in Wiesbaden das Neujahrstreffen der Arbeitgeberverbände des hessischen Handwerks statt. An diesem Ereignis betonte Hessens stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori die zentrale Rolle des Handwerks für den Wirtschaftsstandort Hessen. In seiner Rede hob er die Bedeutung des Handwerks für den Wohnungsbau, die Verkehrsinfrastruktur sowie die digitale Transformation hervor. Mansoori sprach zudem über die Herausforderungen, mit denen das Handwerk konfrontiert ist, darunter die steigenden Energiekosten, der Fachkräftemangel und die Bürokratie.
Um die Bedürfnisse des Handwerks und der Kommunen zu berücksichtigen, schlägt Mansoori Änderungen in der Hessischen Gemeindeordnung vor. Der gesetzliche Rahmen für die wirtschaftliche Betätigung der Kommunen soll erweitert werden, während das Abgrenzungskriterium im Bereich Energieversorgung „bis zum Hausanschluss“ bestehen bleibt. Um den Herausforderungen zu begegnen, setzte sich die Landesregierung für eine verlässliche Energieversorgung ein, und Mansoori kündigte an, die Bundesregierung für bessere Rahmenbedingungen in dieser Hinsicht zu bewegen.
Aktuelle Herausforderungen im Handwerk
Wie Wiesbaden lebt berichtet, zeigt das hessische Handwerk einen verhaltener Optimismus angesichts seiner Herausforderungen. Präsident Stefan Füll und Vizepräsident Alexander Repp berichteten, dass 83 % der Betriebe ihre Geschäftslage als „gut“ oder „befriedigend“ werten, obwohl die Auftragseingänge im Vergleich zum Vorjahr um 65 % gesunken sind. Rund ein Drittel der Betriebe verzeichnete Umsatzeinbußen, und die Betriebsauslastung liegt aktuell bei 9,5 Wochen und 78 %.
Füll und Repp wiesen darauf hin, dass 18 % der Betriebe einen gesunkenen Beschäftigtenstand melden, was hauptsächlich dem Fachkräftemangel geschuldet ist. Es bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den Branchen: Während das Bauhauptgewerbe stabil bleibt, zeigt das Nahrungsmittelhandwerk einen Aufwärtstrend. Der Bereich der persönlichen Dienstleistungen, wie Friseure und Gesundheitshandwerke, leidet hingegen unter den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen.
Fachkräftemangel und Ausbildung
Der Fachkräftemangel stellt eine der größten Herausforderungen für das hessische Handwerk dar. Aktuell fehlen etwa 17.500 Fachkräfte im Land. Dies wird zusätzlich von einer rückläufigen Ausbildungsbilanz 2023 unterstützt, in der 9.858 neu eingetragene Lehrverträge einen Rückgang um 1,8 % im Vergleich zum Vorjahr darstellen. Rund 1.400 Ausbildungsplätze in Hessen bleiben unbesetzt, was Geschäftsführer Bernhard Mundschenk dazu veranlasste, vor zukünftigen Fachkräftemängeln zu warnen.
Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, wird eine Stärkung des dualen Ausbildungssystems und eine Neuorganisation der Berufsschulstandorte gefordert. Zudem sollen gesellschaftliche Anerkennung und Azubi-Wohnheime im ländlichen Raum gefördert werden. Ausbildungsplatzangebote im Bauhandwerk steigen, jedoch übersteigt die Zahl der angebotenen Stellen die Zahl der Bewerber, was zu unbesetzten Ausbildungsplätzen führt. Diese Entwicklung ist besonders besorgniserregend in Berufen wie Bauelektrik und Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, wo die Engpässe besonders ausgeprägt sind. Kofa berichtet, dass die Zahl der offenen Stellen in Handwerksberufen 2022 einen Rekordwert von rund 236.818 erreichte.
Um zukunftsorientierte Lösungen zu fördern, plant die Landesregierung die Einführung eines kostenfreien Meisterbriefs und Praktikumswochen. Zudem soll die Berufsorientierung an Schulen verbessert und die duale Ausbildung gefördert werden. Abbau von Bürokratie durch die Kommission „Innovation im Bau“ ist ein weiteres wichtiges Ziel, um Bauprozesse zu vereinfachen und zu beschleunigen.
HessenFonds wird mit einer Milliarde Euro für Handwerksunternehmen bereitgestellt, mit dem Ziel, bürokratiearme Fördermöglichkeiten für zukunftsorientierte Unternehmen zu schaffen. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das hessische Handwerk trotz seiner Herausforderungen bereit ist, aktiv an Lösungen zu arbeiten und auf einen positiven Ausblick für die Zukunft zu setzen.