Hessen

Hessische Bauordnung im Fokus: Experten fordern dringend Reformen

Fachleute fordern eine Reform der Hessischen Bauordnung, um Bauen in Hessen schneller und günstiger zu gestalten, während die Landesregierung bis Ende 2025 Reformvorschläge in einer Kommission prüft.

Im Hessischen Bauwesen stehen bedeutende Veränderungen an, die sowohl die Bauindustrie als auch die Bürger in der Region stark beeinflussen könnten. Die Diskussion um die Reform der Hessischen Bauordnung (HBO) hat in den letzten Monaten an Fahrt gewonnen, da Fachleute und Politiker die Notwendigkeit erkennen, bestehende bürokratische Hürden abzubauen.

Prozess der Reform

Seit Mitte dieses Jahres analysiert eine Kommission, unter dem Motto „Innovation im Bau“, diverse Vorschläge zur Reform der HBO. Das Ministerium hat bestätigt, dass dies ein zentrales Thema ist, das intensiv bearbeitet wird. Die dritte Sitzung der Kommission steht im Herbst an, in der die Schwerpunkte für die Novellierung diskutiert werden sollen. Diese Reform ist entscheidend, um bürokratische Hemmnisse zu verringern und die Baugeschwindigkeit zu erhöhen, was angesichts des steigenden Bedarfs an Wohnraum in Hessen von großer Bedeutung ist.

Komplexität der Vorschriften

Die Bauvorschriften in Hessen sind extrem umfangreich und belaufen sich auf geschätzte 20.000 Regelungen, einschließlich Vorgaben von der EU, dem Bund und den Kommunen. Der amtliche Rahmen umfasst 93 Paragraphen, und es gibt zusätzliche 581 Seiten technischer Ausführungsbestimmungen. Diese Vielfalt kann dazu führen, dass teilweise widersprüchliche Bestimmungen die Planung und Ausführung von Bauvorhaben erschweren. Experten befürchten, dass diese komplexen Regelungen die Bauindustrie „selbst strangulieren“ könnten.

Meinungen der Praktiker zur Vereinfachung

Um die Bauordnungsreformen voranzutreiben, hat die Architekten- und Stadtplanerkammer um eine Umfrage unter ihren Mitgliedern gebeten. Dabei wurde klar, dass der Abbau von Vorschriften oberste Priorität hat. Ein Vorschlag umfasst die Beweislastumkehr, die es im Einzelfall ermöglichen würde, von Normen abzuweichen, wenn es sinnvoll erscheint. Dies könnte das Bauen erheblich erleichtern, da Baustellen einfacher und schneller realisiert werden könnten.

Handlungsbedarf in der Immobilienbranche

Bei einem Treffen von 200 Wohnungsunternehmen im Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft wurde unterstrichen, dass die langwierigen Prozesse von Planung bis zur Fertigstellung von Wohnungen oft frustrierend sind. Durch Reformen in der HBO könnten im Rhein-Main-Gebiet beispielsweise bis zu 240.000 neue Wohnungen entstehen. Axel Tausendpfund, der Vorstand des Verbands, sieht darin eine enorme Chance, den Wohnraummangel in der Region zu bekämpfen.

Kritische Punkte der Reformdiskussion

Ein zentraler Aspekt der Diskussion sind die Regeln zu Stellplätzen. Auch bei der Aufstockung von bestehenden Gebäuden müssen oft unnötig viele Parkplätze geschaffen werden, was Kosten in die Höhe treibt. Zudem wird gefordert, die Anforderungen an Lärmschutz und Brandschutz für bestehende Gebäude zu überdenken, um den finanziellen Aufwand für Sanierungen zu reduzieren. Auch die Forderung nach einer Minimierung von Standards, die über das erforderliche Maß hinausgehen, wird laut geäußert. Die dicksten Geschossdecken in Europa tragen zur hohen CO2-Bilanz bei und verteuern das Bauen unnötig.

Ausblick auf die Reform

Die Reform der hessischen Bauordnung wird als „dickes Brett“ beschrieben, das es zu bohren gilt. Die Einbeziehung von Fachleuten in die Kommission wird als kluger Schritt angesehen, um fundierte Lösungen zu finden. Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori hat betont, dass neben der Digitalisierung des Bauantrags auch die rechtlichen Rahmenbedingungen kritisch geprüft werden müssen. Derzeit ist für 2025 eine endgültige Entscheidung über die Reform vorgesehen, und es bleibt abzuwarten, wie schnell und effizient diese umgesetzt werden kann.

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