Die Erhaltung und Würdigung der Gießener Industriegeschichte gewinnt durch die Initiative des gemeinnützigen Vereins Lahn Registrierkassen Gießen zunehmend an Bedeutung. Unter der Leitung von Helmut Fritz, dem Sohn des Firmengründers Willy Fritz, arbeitet der Verein an der Dokumentation und Sichtbarmachung einer bedeutenden Episode der regionalen Geschichte, die oft in Vergessenheit gerät.
Ein Blick zurück auf die Nachkriegszeit
Die Wurzeln der Lahn Registrierkassen Gießen liegen in der unmittelbaren Nachkriegszeit. 1946 gründeten die Heimatvertriebenen Kurt Ziegler und Willy Fritz in Gießen eine Firma, um die zerschlagene Wirtschaft wieder aufzubauen. Die ersten Produkte waren Spinnräder, die sie zur Sicherung ihres Überlebens herstellten. Diese simple Idee spiegelt die Entschlossenheit wider, in einer Zeit des Umbruchs und der Zerstörung etwas Neues zu schaffen.
Erhalt des industriellen Erbes
Der Verein hat sich daher zum Ziel gesetzt, die Geschichte der Kassenindustrie lebendig zu halten. In Zusammenarbeit mit dem Gießener Stadtarchiv und dem Oberhessischen Museum sollen Dokumente, Bilder und Objekte aus der Zeit der Lahn Registrierkassen gesammelt und archiviert werden. Durch öffentliche Ausstellungen und eine geplante Broschüre will der Verein auf die rasante Entwicklung der Registrierkassen von einfachen Geräten hin zu modernen Self-Service-Lösungen aufmerksam machen.
Überraschende Entwicklungen
Besonders bemerkenswert ist die Geschichte der Lahn-Registrierkassen, die bis Ende der 1970er Jahre Teddy einen festen Platz in der Gießener Industrie hatte. Nachdem die Produktion von Registrierkassen Fahrt aufnahm, wurde die Belegschaft auf bis zu 300 Mitarbeiter aufgestockt. Innovationsfreude war eine ständige Begleiterin der Entwicklung – elektrische Buchungsmaschinen und moderne PCs wurden bis 1984 gefertigt. Doch das positive Wachstum wurde durch finanzielle Schwierigkeiten eines Investors gebremst, was 1959 zur Übernahme durch den weltweit größten Kassenhersteller NCR führte.
Ein neues Kapitel der Gießener Erinnerungen
Das historisch bedeutsame Erbe wird durch den Lahn Registrierkassen Gießen e.V. bewahrt. Der Verein greift Impulse wie den Besuch des Technikmuseums »technikum29« auf, um das Wissen über die Entwicklungen der Registrierkassen im Rahmen der technischen Revolution von den 1920er bis 1980er Jahren zu erweitern. Der Fokus auf die Digitalisierung und der Wandel von mechanischen Zu elektronischen Systemen bildet den Rahmen für die Aufarbeitung von Gießens industrieller Vergangenheit.
Ideen und Visionen für die Zukunft
Der Verein plant, die verbleibenden Produkte und Dokumente der Lahn-Registrierkassen zu präsentieren. Ziel ist es, diese Schätze nicht nur für die Angehörigen der Industriegeschichte, sondern auch für die breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Diese Initiative fördert nicht nur das lokale Bewusstsein, sondern zeigt auch, wie wichtig es ist, zu verstehen, woher man kommt, um die Zukunft erfolgreich zu gestalten.
In einer Zeit, in der die Digitalisierung und der technologische Wandel dominieren, ist das Engagement des Lahn Registrierkassen Gießen e.V. ein ermutigendes Zeichen dafür, dass alte Technologien und deren Entwicklung nicht in Vergessenheit geraten sollten. Durch die intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte legt der Verein nicht nur einen Grundstein für das Verständnis der Vergangenheit, sondern bietet auch kontemporane Relevanz für die Menschen von heute und morgen.