Gießen

Professor Feuchert: Bewahrung der Holocaustliteratur in Gießen

Die Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der Justus-Liebig-Universität Gießen, geleitet von Professor Sascha Feuchert, setzt sich seit 2008 dafür ein, die Erinnerungen an die Opfer des Holocaust durch die Edition und Diskussion wichtiger literarischer Zeugnisse zu bewahren, um eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte zu fördern und der zunehmenden Verbreitung rechtsextremer Ideologien entgegenzuwirken.

Die Auseinandersetzung mit der Holocaustliteratur hat in den letzten Jahren nicht nur an akademischer Bedeutung gewonnen, sondern beeinflusst auch zunehmend die Art und Weise, wie in Schulen über Geschichte unterrichtet wird. In Gießen leitet der Literaturwissenschaftler Sascha Feuchert die Arbeitsstelle Holocaustliteratur, die sich der Erhaltung und Vermittlung dieser wichtigen Texte verschrieben hat. Dieser Ansatz könnte als Modell für andere Bildungsinstitutionen dienen, die ähnliche Herausforderungen zu meistern haben.

Die Relevanz von Holocaustliteratur in der heutigen Zeit

Die Literatur des Holocausts ist nicht nur ein Erinnerungsinstrument, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle im Bildungswesen, insbesondere im Umgang mit dem grauenvollen Erbe dieser Zeit. Sascha Feuchert, der seit 2008 die Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der Justus-Liebig-Universität Gießen leitet, hat die Aufgabe, diese Themen in das kollektive Gedächtnis der Gesellschaft einzuordnen. Durch die kritische Auseinandersetzung mit den Erfahrungen der Überlebenden sollen Schüler und Lehrer für die Verführungen einfacher Antworten sensibilisiert werden. Feuchert betont, dass eine intensive Erinnerung an diese Ereignisse essenziell ist für das Verständnis der Gegenwart und die Prävention von Extremismus.

Einblick in die Arbeitsstelle und ihre Aktivitäten

Die Arbeitsstelle veröffentlicht zahlreiche Werke der Holocaustliteratur. Für Feuchert war es eine zentrale Aufgabe, die ersten Editionen von Texten, wie der Chronik des Ghettos von Lodz, zu erarbeiten. Diese chronologischen Aufzeichnungen, die das Leben unter extremen Bedingungen dokumentieren, sind nicht nur historische Quellen, sondern auch Zeugnisse des menschlichen Überlebenswillens und der Kreativität.

Feuchert verfolgt mit seinem Team einen interdisziplinären Ansatz. Neben der Editionsarbeit bildet er Lehrkräfte aus und besucht Schulen, um das Bewusstsein für diesen Teil der Geschichte zu schärfen. Viele dieser Schulbesuche finden in enger Zusammenarbeit mit dem Interessenverband der Deutschlehrer statt, um Holocaustliteratur fest in den Lehrplänen zu verankern.

Die Herausforderung, Geschichte zu vermitteln

Im Bildungssektor wird häufig beobachtet, dass das Wissen über den Holocaust bei Schulabgängern unzureichend ist. Trotz einer Vielzahl von Bildungsinitiativen gibt es oft das Gefühl, dass Schüler überfrachten, während gleichzeitig Studien beweisen, dass ihr Verständnis für die Thematik begrenzt bleibt. Feuchert sieht hier die Möglichkeit, durch die Fokussierung auf individuelle Schicksale und Erlebnisse das Verständnis für die historischen Begebenheiten zu fördern und Empathie zu entwickeln.

Einsatz für verfolgte Autoren weltweit

Feucherts Engagement endet nicht an den Grenzen des Klassenzimmers. Als ehemaliger Vizepräsident des deutschen PEN-Zentrums setzt er sich für verfolgte Schriftsteller auf der ganzen Welt ein. Sein Einsatz für Autoren wie Can Dündar und Deniz Yücel – die in der Türkei inhaftiert sind – sowie für den saudi-arabischen Blogger Raif Badawi zeigt, dass Feuchert die Vermittlung von literarischen Werten und Menschenrechten für unverzichtbar hält. Er in der Überzeugung, dass jede Stimme zählt und dass ihre Sichtweise gehört werden muss.

Fazit: Ein Vorbild für die Zukunft

Die Arbeit von Sascha Feuchert und der Arbeitsstelle Holocaustliteratur bietet ein wichtiges Beispiel für den Umgang mit schwierigen historischen Themen im Bildungsbereich. Der Einsatz für die Erhaltung und Vermittlung von Holocaustliteratur ist nicht nur ein Beitrag zur Geschichtswissenschaft, sondern auch eine notwendige Maßnahme für eine informierte und empathische Gesellschaft. In einer Zeit, in der populistische Strömungen zunehmen, ist es umso wichtiger, den historischen Kontext zu verstehen und die Lehren, die daraus zu ziehen sind, zu berücksichtigen.

Lebt in Hannover und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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