GießenKultur

Mitislaw der Moderne: Freches Kabarett trifft frivole Operette im Stadttheater Gießen

Eher freches Kabarett als Operette: Viel Premierenapplaus für Lehárs Einakter »Mitislaw der Moderne« im Kleinen Haus des Stadttheaters Gießen. »Der will nur spielen«, behaupten Hundehalter fest und unbekümmert, wenn sie ihr Tier in weiter Flur frei herumlaufen lassen. Entgegenkommende Spaziergänger, die Angst vor Hunden haben, fürchten sich aber trotzdem und sind heilfroh, wenn Herrchen samt Hund wieder außer Reichweite sind. »Wir wollen nur spielen«, verkündet jetzt eine muntere Schar im Kleinen Haus des Stadttheaters. Doch anders als in freier Wildbahn gibt es hier keinen Grund sich zu fürchten – ganz im Gegenteil. Man fühlt sich pudelwohl, darf schmunzeln, befreit lachen. Eine Pointe jagt die nächste.

Anderthalb Stunden lang wird das Publikum in der wieder ans Tageslicht beförderten Operette »Mitislaw der Moderne« von Franz Lehár prächtig unterhalten. Mit vielerlei Anspielungen auf unsere Gegenwart – zum Beispiel mit Seitenhieben auf das Gendern – ist der Einakter aus dem Jahre 1907 kräftig aufpoliert worden, so dass er das »Moderne« im Titel völlig recht trägt. Die angegraute Operette mit Altherrenwitzen kommt nun mit Humor 2.0, frivolen Späßen und flotter Musik daher. Alle kriegen ihr Fett weg, denn das Ganze hat ohnehin mehr mit frechem Kabarett als mit Operettenseligkeit zu tun.

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Bei der Premiere am frühen Sonntagabend dankte das Publikum mit langanhaltendem, herzlichem Applaus für einen vergnüglichen Abend, an dem man wieder einmal erleben konnte, welch ein fantastisches Ensemble wir in Gießen haben. Als Gast von der Wiener Volksoper lässt Regisseurin Johanna Arrouas die Zuschauer mit leichter Hand ein wenig an der Brettl-Atmosphäre des legendären, in der Donaumetropole beheimateten Kabaretts »Die Hölle« schnuppern, wo »Mitislaw« einst aufgeführt erfolgreich wurde. Teppiche, ein Sessel und ein Kronleuchter genügen, um die Machtzentrale des europäischen Landes Benzinien anzudeuten. Es regiert ein diktatorischer, sittenstrenger Kanzler, der mit seinem goldenen Fantasiehelm und in seiner weißen Paradeuniform an den großmannssüchtigen Kaiser Wilhelm II. erinnert.

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