Die hessische Polizei hat eine Innenstadtoffensive gestartet, um die Sicherheit in Stadtzentren zu erhöhen. Seit dem Beginn des Programms vor knapp einem Jahr liegt der Fokus auf einer verstärkten Polizeipräsenz und intensiven Kontrollen. Angeboten wird diese Initiative in insgesamt zwölf Städten, darunter Bad Hersfeld, Biedenkopf, Darmstadt, Frankfurt, Fulda, Gießen, Hanau, Kassel, Limburg, Marburg, Offenbach, Rüsselsheim, Wetzlar und Wiesbaden. Besonders bemerkenswert ist die positive Resonanz, die von den Polizeipräsidien aus Bad Hersfeld und Biedenkopf berichtet wird. Hier wird die erhöhte Polizeipräsenz von der Bevölkerung überwiegend als positiv wahrgenommen, was die Wahrnehmung der Polizei als „Freund und Helfer“ unterstreicht. Die Bürger interagieren häufig mit den Polizeikräften, und erfolgreiche Einsätze, wie die Festnahme eines Verdächtigen nach einem Messerangriff, werden ebenfalls hervorgehoben.
Bürgermeisterin Anke Hoffmann von Bad Hersfeld hebt die Wichtigkeit der Polizeipräsenz für die allgemeine Sicherheit hervor. In der Stadt Biedenkopf, die erst seit August 2024 Teil des Programms ist, fanden bereits Kontrollen in Gaststätten und Spielotheken statt, die ebenfalls auf positive Resonanz gestoßen sind. Eine Fortführung der Innenstadtoffensive im Jahr 2025 wurde von Hessens Innenminister Roman Poseck angekündigt, wobei die Sicherheitslage als Daueraufgabe betrachtet wird. Die Polizei plant zudem, Künstliche Intelligenz für die Videoüberwachung im Rahmen dieser Offensive einzusetzen. Das Polizeipräsidium Mittelhessen führt monatlich zwischen 100 und 600 Einsätze durch, was das Engagement der Polizeikräfte in diese Initiative unterstreicht.
Ergebnisse und Herausforderungen der Polizeipräsenz
Trotz der positiven Rückmeldungen engagiert sich eine neue Studie der Justus-Liebig-Universität in Gießen mit einer konträren Perspektive zur Effektivität von Polizeipräsenz. Laut dieser Untersuchung steigt das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung nicht mit einer erhöhten Polizeipräsenz, sondern kann sogar kontraproduktiv sein. Der Projektleiter Tim Pfeiffer bezeichnet dieses Phänomen als „Präsenzparadoxon“. Menschen assoziieren Polizeipräsenz oft mit Problemen, die bestehen oder gerade auftauchen. Ein Teufelskreis entsteht: Der Wunsch nach mehr Polizei korreliert mit einem Gefühl der Unsicherheit.
Das Experiment, das in Zusammenarbeit mit dem Polizeipräsidium Nordhessen und der Stadt Kassel durchgeführt wurde, zeigte nur geringe bis keine signifikanten Verbesserungen des Sicherheitsgefühls bei präventiver Polizeipräsenz ohne erkennbaren Grund. Im Gegensatz zu den positiven Erfahrungen aus den Innenstadtoffensiven wirft dies Fragen darüber auf, wie Polizeiarbeit gestaltet werden sollte, um sowohl effektiv als auch von der Bevölkerung positiv wahrgenommen zu werden.
Die Sicherheit in den Städten Hessens bleibt also ein komplexes Thema, das sowohl den Bedarf an Präsenz als auch die Auswirkungen auf das Sicherheitsgefühl der Bürger in den Mittelpunkt rückt. Die kommenden Monate werden zeigen, inwieweit die Innenstadtoffensive beim Erreichen der Sicherheitsziele erfolgreich ist und welche Maßnahmen ergriffen werden, um das Sicherheitsgefühl nachhaltig zu stärken.