
Vorfall | Sonstiges |
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Ort | Gießen |
Die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) hat gemeinsam mit der Firma Infex Therapeutics eine Förderung von über einer Million Euro erhalten. Diese Mittel stammen aus dem PACE-Programm (Pathways to Antimicrobial Clinical Efficacy), das 2023 ins Leben gerufen wurde, um die Entwicklung neuer antimikrobieller Medikamente voranzutreiben. Das Hauptziel des geförderten Projekts ist die Entwicklung eines BamA-Inhibitors, um multiresistente gramnegative Bakterien effektiv bekämpfen zu können.
In den letzten Jahrzehnten hat die Antibiotikaresistenz zu einem Anstieg von Krankenhausaufenthalten und Todesfällen geführt, besonders bei gramnegativen Bakterien. Diese Erreger sind für viele Antibiotika, einschließlich der bewährten β-Laktam-Antibiotika, resistent geworden. Der Bedarf an neuen Antibiotikaklassen ist dringender denn je, da die letzte neue Klasse von Antibiotika zur Bekämpfung dieser Bakterien vor über 60 Jahren eingeführt wurde. Die Entwicklung von BamA-Inhibitoren könnte eine Lösung darstellen, da BamA eine spezifische Zielstruktur für diese resistenten Erreger ist, wie vfa.de erklärt.
Ziel der Forschung
Die Entwicklung von BamA-Inhibitoren zielt auf ein breites Wirkungsspektrum gegen kritische Erreger, die von der WHO als besonders bedrohlich eingestuft sind. Dazu gehören unter anderem E. coli, Klebsiella pneumoniae und Pseudomonas aeruginosa. Diese Bakterien haben sich als äußerst widerstandsfähig erwiesen und stellen somit eine erhebliche Herausforderung im Gesundheitswesen dar. Die Förderung aus dem PACE-Programm soll insbesondere zur Optimierung aktiver Moleküle gegen diese multiresistenten Krankheitserreger eingesetzt werden.
Der Hauptforschende, Prof. Dr. Till Schäberle von der JLU, arbeitet zusammen mit Infex Therapeutics an der Weiterentwicklung bestehender Leitstrukturen und an der Optimierung der Herstellungsprozesse. Durch die Blockierung von BamA soll die Wirkung der bestehenden Behandlungsmethoden verbessert und der Körper in die Lage versetzt werden, Infektionen effektiver zu bekämpfen. Dies wird durch die spezifische Natur von BamA ermöglicht, das für die Struktur und Funktion der äußeren Membran gramnegativer Bakterien essenziell ist.
Die Bedeutung von BamA
BamA ist ein wichtiges Membranprotein, das für das Falten und Einfügen von Transmembran-β-Fass-Proteinen verantwortlich ist. Forschungen haben gezeigt, dass mehrere antibakterielle kleine Moleküle, natürliche Produkte, Peptide und Antikörper die Aktivität von BamA hemmen können. Diese Erkenntnisse validieren den Ansatz, BamA als Ziel für die Entwicklung neuer Antibiotika zu nutzen und eröffnen Möglichkeiten, die Forschung in diesem Bereich voranzutreiben, so pubmed.ncbi.nlm.nih.gov.
Ein Beispiel für ein solches Antibiotikum ist Darobactin, das direkt mit den Proteinrückgraten von BamA interagiert. Diese Interaktion macht es schwierig für Bakterien, durch Mutationen resistent gegen Darobactin zu werden. Allerdings wurden bereits drei mutierte BAM-Komplexe identifiziert, bei denen Darobactin nur eine geringe oder keine Wirkung zeigt. Dies stellt eine der Herausforderungen dar, die mit der gezielten Bekämpfung von BamA einhergehen. Eine vollständigere Aufklärung dieser Mechanismen könnte entscheidend für zukünftige Entwicklungen in der Antibiotika-Forschung sein.