Die Vortragsreihe in Gießen, die von Prof. Armin Pfahl-Traughber gehalten wurde, analysierte unterschiedliche Varianten des Antisemitismus. Pfahl-Traughber betonte, dass der Begriff „Antisemitismus“ bewusst vage gehalten sei und seit dem 19. Jahrhundert existiere. Er verdeutlichte, dass hinter diesem Begriff schlichte Judenfeindlichkeit steckt, die sich seit Jahrhunderten manifestiert.
Im Vortrag wurden verschiedene Erscheinungsformen des Antisemitismus beleuchtet, die bis in die Gegenwart reichen. Dabei wurde darauf hingewiesen, dass der Begriff oft für spitzfindige Argumentationen genutzt wird, die judenfeindliches Verhalten rechtfertigen sollen. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass nicht jede Kritik am Handeln von jüdischen Akteuren zwangsläufig antisemitisch ist. Es ist wichtig, Raum für berechtigte Kritik zu lassen und diese von Vorurteilen zu unterscheiden.
Eine historische Dimension des Antisemitismus ist der sozioökonomische Aspekt, der dazu führte, dass bestimmte Berufszweige jüdischen Einwohnern verwehrt waren. Dadurch entstand eine Überrepräsentation in den erlaubten Karrierewegen wie Bankiers oder Ärzte, was wiederum zu Vorurteilen führte. Der Vortrag markierte den Auftakt einer geplanten dreiteiligen Reihe über Antisemitismus in Zusammenarbeit mit der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung und dem Institut für Politikwissenschaft der JLU. Das Thema wird am 4. Juni mit einem weiteren Vortrag fortgesetzt.