In Hessen erhält das Land oft ungewöhnliche Erbschaften, darunter Handgranaten, Säurefässer, Boote und sogar ein Frachtschiff, wenn Erben ablehnen oder keine Erben zu ermitteln sind. Diese Art von Vermögenswerten, bekannt als Fiskalerbschaften, stellt das Land vor die Herausforderung, solche Güter zu verwalten und zu veräußern. Die Oberfinanzdirektion (OFD) in Frankfurt am Main ist zuständig für die Verwaltung dieser ungewöhnlichen Erbschaften.
Wenn Erben heruntergekommene oder verschuldete Immobilien ablehnen, übernimmt das Land Hessen diese oft als Eigentümer. Oft haben die Erben wenig Bezug zu den verlassenen Immobilien, da sie möglicherweise weit entfernt leben. Dieser Trend wird von Experten als Zeichen der „Versingelung“ der Gesellschaft interpretiert. Mit dem Anstieg der Fiskalerbschaften in Hessen geht auch die Abwicklung von Nachlässen von Menschen einher, die zum Zeitpunkt ihres Todes noch berufstätig waren. Dies umfasst die Abwicklung von Praxen, Firmen und offenen Rechnungen.
Im Jahr 2023 registrierte die OFD in Hessen insgesamt 897 neue Fiskalerbschaften, wobei noch 3333 Aktenvorgänge aus den Vorjahren bearbeitet wurden. Diese Erbschaften müssen vom Land wirtschaftlich verwertet werden, um sie schnellstmöglich zu veräußern. Auktionen in öffentlichen Versteigerungen dienen dazu, Grundstücke und Gegenstände zu Geld zu machen. Im Jahr 2023 erzielte das Land mit Fiskalerbschaften Einnahmen von rund 2,9 Millionen Euro, wobei Ausgaben von etwa 2,3 Millionen Euro für Gläubiger und Verwaltung entstanden. Der Überschuss von über 600.000 Euro wurde zur Deckung sonstiger Personalkosten verwendet.
Die Verwaltung und Verwertung von Fiskalerbschaften stellt das Land Hessen vor eine logistische Herausforderung, da sie dazu verpflichtet sind, diese ungewöhnlichen Erbschaften effizient zu nutzen und in Geld umzuwandeln.