Darmstadt-Dieburg

Die verborgene Geschichte der Zwangsarbeiter in der Grube Messel

Am Rande von Darmstadt, in der Siedlung Grube Messel, verbirgt sich ein düsteres Kapitel deutscher Geschichte, das vielen unbekannt ist. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde in diesem Gebiet ein Arbeitslager betrieben, in dem über 300 Menschen unter schrecklichen Bedingungen zur Zwangsarbeit gezwungen wurden. Das Lager gehörte zu einem NS-Musterbetrieb, der Teil des IG-Farben-Konzerns war, und diente der Produktion von Paraffin- und Mineralöl.

Norbert Wendel, ein Bewohner von Darmstadt, der einen Großteil seines Lebens in der Nähe von Grube Messel verbracht hat, entdeckte die Existenz des Arbeitslagers erst im Alter von 26 Jahren. Als in der Siedlung eine Gedenkstätte für die 300 Zwangsarbeiter:innen enthüllt wurde, wurde ihm die grausame Vergangenheit des Lagers bewusst. In dem Arbeitslager wurden hauptsächlich Menschen aus Osteuropa zur Zwangsarbeit eingesetzt. Sie mussten unter extremen Bedingungen arbeiten, die sowohl körperlich als auch gesundheitlich belastend waren. Die Produktivität des Werks war für die Kriegswirtschaft von großer Bedeutung, weshalb Zwangsarbeit eingesetzt wurde, um die Produktion zu steigern.

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Die Zwangsarbeiter:innen mussten schwere körperliche Arbeiten verrichten, von der Förderung von Ölschiefer bis zur Herstellung von Kunstdünger und Treibstoffvorprodukten. Die Arbeitsbedingungen waren erbärmlich, und viele der Zwangsarbeiter:innen waren junge Frauen, die aufgrund ihrer vermeintlichen Gehorsamkeit für die Arbeit ausgewählt wurden. Selbst Kinder unter 15 Jahren wurden in das Lager gebracht und zur Arbeit gezwungen. Wer den Anforderungen nicht gewachsen war, riskierte die Deportation in ein Konzentrationslager.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs attackierten die Alliierten das Mineralölwerk in Grube Messel mit Brandbomben. Die Nazis hatten jedoch bereits vorher alle Spuren der Grausamkeiten verwischt. Die Amerikaner befreiten die Zwangsarbeiter:innen und übernahmen die Fabrik. Eine Zeit der Umbrüche und Plünderungen folgte. Unter amerikanischer Besatzung wurde die Raffinerie wieder aufgebaut, bevor sie in den späten 50er Jahren aufgrund der Konkurrenz aus dem Nahen Osten geschlossen wurde. Das Werk wurde von der Firma Ytong übernommen, und die Produktion von Porenbetonsteinen begann.

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Mit einem Portfolio, das mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung umfasst, ist der freie Redakteur und Journalist Konrad l. Schneider ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft.
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