Die Eröffnung der ersten Beratungsstelle für Jungen und Männer in Wiesbaden markiert einen bedeutenden Schritt im Kampf gegen sexualisierte Gewalt. Laut Studien ist jeder zehnte männliche Person im Laufe seines Lebens von dieser Form des Missbrauchs betroffen. Trotz dieser alarmierenden Zahlen ist die Hemmschwelle, Hilfe in Anspruch zu nehmen, bei männlichen Opfern oft hoch.
Mit der Schaffung von Beratungsstellen in vier Modellregionen in Hessen, darunter Wildwasser Wiesbaden, wird eine dringend benötigte Lücke im Beratungsnetz geschlossen. Anika Nagel, eine der Geschäftsführerinnen von Wildwasser Wiesbaden, betont die Versorgungslücke in Hessen, die nun durch die neuen Beratungsstellen adressiert wird. Sie erklärt, dass traditionelle Männlichkeitsbilder betroffene Jungen und Männer oft zögern lassen, sich jemandem anzuvertrauen, wodurch die Bereitschaft Hilfe anzunehmen erschwert wird.
Die Berater Samuel Katzenbach und Clara Paulus sind seit Mitte März in Wiesbaden tätig und bieten unabhängige und parteiliche Beratung für Betroffene an. Ihre Arbeit zielt darauf ab, Sprachfähigkeit herzustellen und den Betroffenen die Möglichkeit zu geben, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Das Einzugsgebiet der Beratungsstelle erstreckt sich von Wiesbaden bis nach Frankfurt und umfasst mehrere benachbarte Kreise.
Das Pilotprojekt zur Beratung männlicher Opfer von sexualisierter Gewalt wird vom Land finanziert und ist vorerst auf drei Jahre ausgelegt. Neben Wildwasser Wiesbaden sind auch andere Beratungsstellen in Hessen, wie Pro Familia Darmstadt/Bensheim, Wildwasser Gießen und faX Kassel, Teil dieses wichtigen Projekts. Durch die Arbeit dieser Beratungsstellen wird sowohl den Betroffenen als auch der Öffentlichkeit bewusst gemacht, dass Hilfe und Unterstützung für männliche Opfer von sexualisierter Gewalt dringend erforderlich und verfügbar sind.