Das Leben in der Eppsteiner Altstadt ist nicht nur reizvoll, sondern auch mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Ortsvorsteherin Eva Waitzendorfer-Braun (CDU) hat die Notwendigkeit betont, die Interessen von Anwohnern, Besuchern, Schülern und Autofahrern in einem neu entwickelten Verkehrskonzept zu berücksichtigen. Dieses Konzept betrifft sowohl den ruhenden als auch den fließenden Verkehr und wurde von mehreren Akteuren, darunter die erste Stadträtin Sabine Bergold (CDU), der Initiative „Eppstein lebt“, dem Ortsbeirat und dem Planungsbüro IMB-Plan aus Frankfurt, erarbeitet. Die Gesamtkosten des Konzepts belaufen sich auf 315.000 Euro, wovon 250.000 Euro aus einem Förderprogramm des Landes stammen.
Ein zentrales Element des neuen Verkehrskonzepts ist die Parkraumsituation: In der Innenstadt sollen 45 Parkplätze ohne Zeitbeschränkung für 83 Anwohner bereitgestellt werden. Zudem wird eine Verkehrsentwicklungsplanung umgesetzt, die die Nutzung der Parkplätze analysiert. Die aktuelle Lage zeigt, dass Anwohner der Innenstadt 216 Pkw mit MTK-Kennzeichen besitzen, von denen 133 auf eigenen Grundstücken geparkt werden. Bürgermeister Alexander Simon (CDU) äußert, dass die vorhandenen 167 Parkplätze im öffentlichen Raum „eigentlich genug“ sind, jedoch falsch ausgewiesen.
Neues Parkraumkonzept
Die momentane Situation leidet unter zahlreichen unterschiedlichen Parkzeitbeschränkungen in der Altstadt. Der Vorschlag zur Verbesserung sieht die Einführung von drei neuen Parkzonen vor: 30 Minuten, zwei Stunden oder ohne Beschränkung. Geschäfte und kurze Besorgungen sollen so gefördert werden. Im inneren Stadtkern sind beispielsweise zehn Plätze für 30 Minuten vorgesehen, während der Rest der Altstadt für zwei Stunden parkiert werden kann, ohne zeitliche Beschränkung. Die 30-Minuten-Regelung gilt von 8 bis 18 Uhr, abends sind zwei Stunden erlaubt. Zusätzliche 149 freie Parkplätze sollen nach dieser Umstellung zur Verfügung stehen.
Ein weiteres Element des Konzeptes umfasst die Verkehrsberuhigung im Kern der Altstadt, wo derzeit die Geschwindigkeit auf 20 km/h limitiert ist. Geplante Maßnahmen beinhalten die Umwandlung von Straßen wie Untergasse und Hintergasse in Spielstraßen, in denen nur Schritttempo erlaubt ist. Auch die Ausstattung mit fünf Behindertenparkplätzen und zwei E-Ladesäulen spielt in den Überlegungen eine Rolle. Positive Rückmeldungen zu den vorgeschlagenen Maßnahmen sind bereits eingegangen, während auch Forderungen nach Kontrollen und weiteren Verkehrsberuhigungsmaßnahmen laut werden.
Einbindung der Bürger und Lösungsvorschläge
Die Diskussion über das Verkehrskonzept wurde unter der Moderation von Bürgermeister Alexander Simon angestoßen, der gemeinsam mit rund 20 Teilnehmern, überwiegend Anwohnern, einen Informationsabend im Bürgersaal abhielt. Hierbei äußerten Anwohner ihre Sorgen über bereits bestehende Probleme wie Risse in Wänden und zerbrochene Blumenkübel aufgrund des Verkehrsaufkommens. Die Meinungen waren dabei geteilt; einige Anwohner plädieren für eine Einbahnstraßenregelung, die jedoch im aktuell vorliegenden Konzept nicht vorgesehen ist. Letztlich zielt das Konzept nicht nur auf die Verbesserung der Verkehrssituation ab, sondern auch auf eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität in der Altstadt.
Die Notwendigkeit, die Verkehrsplanung auf kommunaler Ebene neu zu gestalten, wurde auch in einem größeren Rahmen diskutiert, wobei Bürgermeister in Städten wie London und New York als Vorbilder dienen. Die Prinzipien einer Verkehrswende sind auch auf Eppstein übertragbar, sofern eine klare Bürgerbeteiligung und langfristige Zielvorgaben gesetzt werden. Dies könnte nicht nur zur Reduktion des Motorisierten Individualverkehrs, sondern auch zur Steigerung der Lebensqualität beitragen.
Um die neuen Ideen wirklich umzusetzen, wird eine Testphase von einem Jahr empfohlen, in der die Effekte des neuen Verkehrskonzepts evaluiert werden sollen. Konzepte wie die Nivellierung der Gehwege sollen auch dazu beitragen, Autofahrern das Gefühl zu nehmen, dass die Straßen ihnen allein gehören. Damit greift Eppstein in zukunftsweisende Ansätze, die in anderen Städten wie Freiburg bereits erfolgreich umgesetzt werden konnten.