Am 15. Februar 2025 demonstrierten in Heidelberg rund 12.000 Menschen gegen einen sich abzeichnenden Rechtsruck in Deutschland. Diese Protestaktion fand eine Woche vor der Bundestagswahl statt und wurde von einem breiten Bündnis organisiert, zu dem unter anderem das Queerfeministische Kollektiv und das Bündnis „Kein Schritt nach Rechts“ zählen. Über 100 Institutionen und Gruppierungen, einschließlich verschiedener Parteien, Stiftungen, Aktivisten und kirchlichen Vertretern, unterstützten die Kundgebung. Mitorganisatorin Jennifer Bihr äußerte in diesem Zusammenhang Besorgnis über das Erstarken rechter Ideen in der Politik und im Alltag.
Die Demonstration begann an der Heidelberger Stadtbibliothek und zog über Post- und Hauptstraße bis zum Uniplatz. Die Teilnehmenden brachten Plakate mit Slogans wie „Keine Toleranz für Intoleranz“ und „Demokratisch wählen, sonst wird´s schmerzhaft“ mit. Besorgte Bürger, darunter die Lehrerin Amelke Weiß und der pensionierte Unfallchirurg Stefan Lorenz, äußerten ihre Bedenken hinsichtlich der bevorstehenden Wahlen und der Rolle der AfD. Redebeiträge betonten die deutlich spürbare Spaltung innerhalb der Gesellschaft und die Notwendigkeit, Ängsten und Hass entgegenzuwirken.
Weitere Demonstrationen in der Region
Zusätzlich zu den Protesten in Heidelberg fanden auch in Mannheim und Sinsheim Demonstrationen statt. In Mannheim versammelten sich etwa 2.000 Menschen unter dem Motto „Wähl‘ Liebe“. In Sinsheim forderten die Teilnehmer mehr „Miteinander statt gegeneinander“. Die Polizei berichtete, dass die Proteste in Heidelberg und der Region friedlich verliefen. Für den Demonstrationszug wurden Absperrgitter eingesetzt, um die Sicherheit zu gewährleisten, während am Bismarckplatz zeitgleich Informationsstände verschiedener politischer Parteien, einschließlich der AfD, aufgestellt waren.
Diese Demonstrationen sind Teil einer wachsenden Bewegung gegen Rechtsextremismus in Deutschland. Am Wochenende zuvor fanden bundesweit ähnliche Kundgebungen statt, bei denen laut den Veranstaltern bis zu 250.000 Menschen in Berlin gegen die AfD und für eine demokratische Gesellschaft demonstrierten. Publizist Michel Friedman sprach auf der Berliner Kundgebung und kritisierte die Zusammenarbeit zwischen Union und AfD im Bundestag. Solche Proteste sind nicht nur lokale Ereignisse, sondern spiegeln einen parolenstarken gesellschaftlichen Trend wider, der durch die Wahlkämpfe und die Einflüsse extremistischer Parteien in den letzten Monaten befeuert wurde.
Einschätzungen der Fachleute
In den drei Wochen vor den Protesten haben laut dem Bundesinnenministerium etwa 1,98 Millionen Menschen an Demonstrationen gegen Rechtsextremismus teilgenommen. Politikwissenschaftlerin Ursula Münch betont die positive Bedeutung dieser Mobilisierungen für die Demokratie. Diese Art von Protesten zeige, dass die „schweigende Mehrheit“ aktiv ist und sich mit den Werten von Menschenwürde und Solidarität identifiziere. Gleichzeitig warnen Experten wie Dieter Rucht davor, dass solche Demonstrationen auch die Fronten zwischen Rechten und Demokraten verhärten könnten. Dennoch bleibt die Hoffnung, dass das Engagement der Bürger über die Demonstrationen hinaus anhält und in zivilgesellschaftliche Gruppen übergeht.
Die politische Diskussion wird durch die anstehenden Bundestagswahlen weiter angeheizt, wobei Migration als zentrales Thema gilt. Kritiker der Union und der AfD betonen, dass die Zusammenarbeit zwischen diesen Parteien nicht nur problematisch, sondern auch gefährlich für die demokratische Kultur in Deutschland ist. Die anhaltenden Proteste zeigen deutlich, dass ein großer Teil der Bevölkerung bereit ist, aktiv für ihre Überzeugungen und für eine vielfältige, demokratische Gesellschaft einzutreten.