Der Bundestag hat ein neues Gesetz unter der Leitung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verabschiedet, das darauf abzielt, die Bedingungen für Hausarztpraxen in Deutschland erheblich zu verbessern. Mit diesem Gesetz sollen die Vor-Ort-Versorgung gestärkt und die Versorgung für Millionen von Menschen optimiert werden. Insbesondere gesetzlich Versicherte werden von den Neuerungen profitieren, da es künftig einfacher wird, einen Termin beim Hausarzt zu bekommen, wie Tagesspiegel berichtet.
Das Gesetz sieht finanzielle Anreize und Vereinfachungen vor, um mehr Zeit für neue Patienten zu schaffen. Ein zentrales Element ist die Aufhebung der Obergrenzen bei der Vergütung der Hausärzte. Diese Maßnahme soll dazu beitragen, dass Praxen ihre Leistungen ohne Kürzungen abrechnen können, was zuvor ein großes Hindernis darstellte. Die Einführung einer jährlichen „Versorgungspauschale“ für Patienten mit leichten, chronischen Erkrankungen erleichtert zudem die Behandlung, da Folgerezepte vermieden werden sollen. Lauterbach beschreibt diese Maßnahmen als notwendig, um die gesundheitliche Grundversorgung flächendeckend zu sichern, vor allem in ländlichen und sozial benachteiligten Gebieten, wo es erhebliche Herausforderungen gibt.
Zusätzliche Maßnahmen zur Sicherung der Hausarztversorgung
Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Schaffung von 5.000 unbesetzten Hausarztsitzen, um den Beruf attraktiver zu gestalten. Dies ist besonders in ländlichen Regionen und ärmeren Stadtvierteln von Bedeutung. Der Gesetzgeber plant zudem, bestimmte Haus- und Pflegeheimbesuche zusätzlich zu vergüten, was die Arbeit der Hausärzte weiter entlastet. Auch die Einführung einer „Vorhaltepauschale“ für Praxen, die bestimmte Kriterien erfüllen, soll die Bürokratie reduzieren und die „Lotsenfunktion“ der Hausärzte verbessern.
Laut dem Tagesspiegel waren Ende 2023 in Deutschland 51.389 Hausärzte aktiv. Dies sind 75 mehr als im Vorjahr, jedoch 873 weniger als vor zehn Jahren. Dabei ist auffallend, dass 37 Prozent dieser Ärzte über 60 Jahre alt sind. Der Ärztemangel wird somit zur ernsthaften Herausforderung für die Gesundheitsversorgung in Deutschland.
Belastungen und Reaktionen
Kritiker haben bereits auf die möglichen finanziellen Belastungen für die gesetzlichen Krankenkassen hingewiesen. Der Verband der Ersatzkassen fordert ein umfassenderes Versorgungsstärkungsgesetz, da die aktuellen Pläne vor allem zulasten der Beitragszahler gehen könnten. Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und andere ambulante Strukturen haben nach wie vor eine hohe Bedeutung für die gesundheitliche Versorgung, da sie eine hohe Arztdichte von 4,45 Ärztinnen und Ärzten pro 1.000 Einwohner aufweisen, was über dem OECD-Durchschnitt von 3,7 liegt. Dennoch gibt es Unterschiede im Zugang zur Versorgung, insbesondere in strukturschwachen Regionen, wo Wartezeiten und der Zugang zu Hausärzten oft problematisch sind, wie Bundeszentrale für politische Bildung berichtet.
Die Reform tritt in einen breiteren Kontext ein, da Gesundheitsminister Lauterbach auch parallel zur Krankenhausreform Maßnahmen plant, um die flächendeckende Versorgung zu sichern. Insgesamt könnte das neue Gesetz eine notwendige Weichenstellung für die Zukunft der Hausarztmedizin in Deutschland darstellen.