Am Donnerstagabend, den 16. Januar, wird bei RTL2 eine neue Folge der Doku-Serie „Hartes Deutschland“ ausgestrahlt, die sich intensiv mit dem Leben von Menschen in Köln auseinandersetzt, die von Sucht und Obdachlosigkeit betroffen sind. Die Sendung begleitet vor allem den Protagonisten Nico, der im Alter von einem Jahr aus Südkorea adoptiert wurde und seit seiner Jugend schwer mit Drogen, insbesondere mit Heroinsucht, zu kämpfen hat. Nico lebt inzwischen seit über zehn Jahren auf der Straße und sagt, dass seine Lebenssituation von zahlreichen psychischen Problemen, darunter eine Persönlichkeitsstörung und Depressionen, geprägt ist. Er verdient seinen Lebensunterhalt durch Flaschensammeln.
Das Thema Wohnungslosigkeit ist besonders drängend und betrifft in Deutschland viele Menschen. Laut Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) lebten 2016 etwa 860.000 Menschen ohne Wohnung, Tendenz steigend. Besonders alarmierend ist, dass mittlerweile etwa 52.000 Menschen ohne Unterkunft auf der Straße leben. Unter diesen Betroffenen sind nicht nur Männer, sondern zunehmend auch Frauen – jede vierte Person in dieser Notlage ist weiblich.[Die Zeit]
Psychische Erkrankungen und Wohnungslosigkeit
Die Verknüpfung zwischen Psychischen Erkrankungen und Wohnungslosigkeit ist evident. Eine Studie, die Bewohner von Einrichtungen der Wohnungshilfe in München untersuchte, ergab, dass 93 % der Befragten in ihrem Leben bereits psychisch erkrankt waren. Aktuell sind 74 % behandlungsbedürftig. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung, wo etwa 50 % psychisch krank sind, ist dieser Wert alarmierend hoch. Diese Befunde verdeutlichen, dass Wohnungslosigkeit häufig Ausdruck sozialer Exklusion ist und oftmals Menschen mit psychischen Erkrankungen betrifft.[PMC]
Nicos Situation spiegelt die Herausforderungen wider, mit denen viele Betroffene konfrontiert sind. Er hat im Laufe seines Lebens unabhängige Unterstützung und Strukturen vermisst, die dazu beitragen könnten, seine psychischen Probleme zu bewältigen. Daher ist es nicht überraschend, dass über 40 % der Mitglieder der Seewolf-Studie, die antisoziale oder narzisstische Persönlichkeitsstörungen aufweisen, ein weiteres Indiz für den Zusammenhang zwischen psychischen Problemen und Wohnungslosigkeit darstellen.[Die Zeit]
Hilfsangebote und deren Herausforderungen
In der Doku wird am Ende ein Hinweis zur Telefonseelsorge eingeblendet: „Vertrauliche und kostenlose Hilfe bei Suizidgedanken gibt es rund um die Uhr. Telefonnummer: 0800 111 0 111.“ Solche Initiativen sind essenziell, da existierende Hilfsangebote oft nicht die nötige Unterstützung bieten können, um den Bedarf der Betroffenen zu decken.[Der Westen]
Besonders prägnant ist die Erkenntnis, dass psychische Erkrankungen häufig der Wohnungslosigkeit vorausgehen oder die Situation verschärfen können. Internationale Studien zeigen, dass aufsuchende Unterstützungsformen kombiniert mit niedrigschwelligen Wohnangeboten positive Effekte auf die Wohnsituation und psychische Gesundheit der Betroffenen haben können, allerdings nicht immer auf den Substanzmissbrauch. Dies weist darauf hin, dass ein interdisziplinärer Ansatz notwendig ist, um diese komplexe Problematik zu adressieren.[PMC]
Mit der Ausstrahlung von „Hartes Deutschland“ erhält die Thematik erneut eine Plattform, um das Bewusstsein für die tragischen Schicksale von Menschen wie Nico zu schärfen und auf die dringenden Herausforderungen in der Unterstützung von Wohnungslosen hinzuweisen. Es bleibt zu hoffen, dass durch solche Formate und die damit verbundenen Diskussionen langfristig effektive Lösungen gefunden werden.