Am 28. Januar 2025 wurde der niederländische Historiker Prof. Jeroen Dewulf an der Universität Regensburg (UR) als Gastprofessor empfangen. Der Empfang durch UR-Präsident Prof. Dr. Udo Hebel fand am Vortag statt, am 27. Januar 2025. Dewulf, der am UC Berkeley Department of German & Dutch Studies lehrt und das Dutch Studies Program leitet, bringt zahlreiche Forschungsinteressen mit, insbesondere im Bereich des transatlantischen Sklavenhandels sowie des niederländischen und portugiesischen (Post-)Kolonialismus.
Der Austausch an der UR wird durch die enge Kooperation des Instituts für Europäische Studien (IES) und der Universität Regensburg gestärkt. Bereits seit 2017 existiert ein Austauschprogramm für Doktorandinnen und Doktoranden, das 2022 um ein Programm für Professorinnen und Professoren erweitert wurde. Dewulf ist der dritte Gastprofessor, der im Rahmen dieser Initiative zu Besuch ist, nach Prof.in Dr. Mia Fuller im Jahr 2023 und Prof. Dr. Matthew Specter.
Öffentliche Vorträge und Veranstaltungen
Prof. Dewulf wird bis zum 5. Februar 2025 in Regensburg sein und in dieser Zeit mehrere Vorträge halten. Darunter sind Themen wie „The ‘Mardi Gras Indians’ from New Orleans“ und „Flying Back to Africa or Flying to Heaven? Competing Visions of Afterlife in the South Carolina Lowcountry and Caribbean Slave Societies“. Des Weiteren wird er am 4. Februar 2025 einen Vortrag über afroamerikanisches Christentum halten. Eine Informationsveranstaltung über Austauschprogramme findet am 3. Februar 2025 um 16 Uhr in H24 statt.
Kontext des Sklavenhandels
Der transatlantische Sklavenhandel, den Dewulf erforscht, hat tiefe Wurzeln in der Geschichte Europas und ist eng mit dem aufkommenden Kapitalismus des 17. und 18. Jahrhunderts verbunden. Europäische Händler, insbesondere aus Spanien und Portugal, erwarben Sklaven an der atlantischen Küste Afrikas, wobei Regionen wie Senegambia und die Bucht von Benin zentrale Handelsplätze waren. Kriegsgefangene und verurteilte Straftäter wurden oft in die Sklaverei verkauft, was die soziale Struktur in Westafrika veränderte.
In Mitteleuropa stieg die Nachfrage nach Kolonialprodukten wie Zucker und Kaffee im 18. Jahrhundert stark an. Diese beiden Produkte machten über 60% der Überseeimporte in Hamburg aus und trugen zur Entstehung der sogenannten „Industrious Revolution“ bei, die einen Vorgeschmack auf die industrielle Entwicklung gab. Historiker argumentieren, dass diese Nachfrage zum Wachstum des Sklavenhandels führte, da die Produktion von Zucker und Kaffee in den amerikanischen Kolonien stetig gesteigert wurde, und zugleich das Engagement verschiedener deutscher Händler in diesem Geschäftsfeld wuchs.
Folgen und gesellschaftliche Auswirkungen
Die Sklaverei dieser Zeit war ein globales Phänomen und stellte die Grundlage für viele moderne soziale und wirtschaftliche Strukturen dar. Zwischen 1500 und dem Ende des transatlantischen Sklavenhandels wurden schätzungsweise zwölf Millionen Menschen in die Amerikas verschleppt. Während die Mehrzahl dieser Sklaven Männer im arbeitsfähigen Alter waren, hinterließ der Sklavenhandel langfristige demografische und soziale Auswirkungen, die bis heute zu spüren sind.
Der Sklavenhandel und seine Begleiterscheinungen, wie die Unterdrückung und der Rassismus, stellen zentrale Themen dar, die von Dewulf in seinen Vorträgen beleuchtet werden. Auch die historischen Verwicklungen deutscher Kaufleute im Kolonialhandel, wie beispielsweise die Aktivitäten des Händlers Friedrich Romberg, verdeutlichen die komplexen Beziehungen, die zwischen Europa und den Kolonien bestanden.
Für weitere Informationen zu Dewulfs Vorträgen und den Austauschprogrammen an der UR können Interessierte Dr. Laura Niebling unter der E-Mail: dimas.office@ur.de kontaktieren.
Mehr zu den Themen Sklaverei und Sklavenhandel gibt es unter Gerda Henkel Stiftung und Bundeszentrale für politische Bildung zu erfahren.
Für detaillierte Informationen über Prof. Dewulfs Aufenthalt an der Universität Regensburg besuchen Sie bitte Universität Regensburg.