Julia Willie Hamburg, Niedersachsens Kultusministerin und Mitglied im VW-Aufsichtsrat, sieht sich in ihrer Rolle angesichts der zahlreichen Herausforderungen im Konzern und den angrenzenden Debatten unter Druck. Seit etwa zweieinhalb Jahren sitzt sie im Aufsichtsrat und weiß aus eigener Erfahrung, dass ein dickes Fell nötig ist, um mit der Kritik vor allem in sozialen Netzwerken umzugehen. Vor allem persönliche Angriffe, wie die Behauptung, sie hätte keinen Führerschein, sind für sie belastend. Trotzdem lässt sie sich von der Kritik nicht aus der Politik drängen und bekräftigt, dass sie ihre Arbeit fortsetzen werde, um ein erhebliches Maß an Einfluss auf die Zukunft des Unternehmens zu haben. Mopo berichtet, dass Hamburg in ihrer Position eine einzigartige Perspektive einbringt und Niedersachsen 20 Prozent der Stimmrechte im VW-Konzern hält, was ihr und Ministerpräsident Stephan Weil, die das Land im Aufsichtsrat vertreten, eine bedeutende Stimme verleiht.

Zusammen mit den Arbeitnehmervertretern haben sie im Aufsichtsrat die Mehrheit und ein Veto-Recht bei wichtigen Entscheidungen. Dennoch wurde Hamburgs Entsendung in den Aufsichtsrat kritisch betrachtet, da ihr Ressort keinen direkten Bezug zur Autobranche hat. Ihr Ziel ist es, die Vertretung der Grünen im Aufsichtsrat als wichtiges Signal zu verstehen und die Stimme der Landesregierung unmissverständlich zu verstärken.

Forderungen und Kritik

Aktuell fordert Hamburg, dass der VW-Konzern wieder „echte Volkswagen“ produziert, das heißt, günstige und attraktive Autos, um sowohl neue Märkte zu erschließen als auch bestehende Märkte zu verteidigen. Besonders nach den jüngsten Entwicklungen6 ist es für sie unabdingbar, dass es auf Bundesebene umgehend Entscheidungen gibt, idealerweise vor der Bundestagswahl. Zudem äußerte sie, dass die Politik ein gutes Wettbewerbsumfeld schaffen und die E-Mobilität vorantreiben müsse. Änderungen auf diesem Gebiet seien dringend notwendig, um VW auf den richtigen Kurs zu bringen.

Anlässlich ihrer Teilnahme an der Landesdelegiertenkonferenz der niedersächsischen Grünen in Gifhorn sprach Hamburg auch über ihre Kritik am VW-Vorstand. Sie bezeichnete die Unsicherheiten rund um die Beschäftigungssicherung als unglücklich und beschrieb, wie diese Ängste in der Bevölkerung ausgelöst haben. Während sie das von Volkswagen vorgelegte Maßnahmenprogramm als ambitioniert, hoch anspruchsvoll und zukunftsgewandt lobte, betonte sie die Notwendigkeit einer Rehabilitation des Unternehmens, ohne dabei relevante Infrastruktur abzubauen oder Werksschließungen in Betracht zu ziehen. Die Kritik am Stopp der Förderung der E-Mobilität wurde ebenfalls laut, da sie die Debatten über Verbrenner als nicht förderlich empfindet. Wirkungsvolle politische Weichenstellungen seien besonders auf Bundes- und europäischer Ebene notwendig, um eine strategische Weichenstellung für die Elektromobilität sicherzustellen, wie Niedersachsen festhält.

Insgesamt bleibt Hamburg optimistisch, dass die Herausforderungen, die vor VW liegen, durch entschlossene Maßnahmen und letztlich auch durch ein starkes politisches Engagement auf verschiedenen Ebenen bewältigt werden können.