In den letzten Wochen haben sich an den Stränden der nordfriesischen und ostfriesischen Inseln besorgniserregende Funde ereignet. Der Zoll meldete, dass mehrere Päckchen mit Kokain an unterschiedlichen Stränden entdeckt wurden, unter anderem zwei Pakete auf der ostfriesischen Insel Borkum und ein weiteres auf Juist. Eine Sprecherin des Zollfahndungsamtes Hannover bestätigte diese Funde, während die genaue Menge der angetroffenen Drogen derzeit noch ermittelt wird. Die Herkunft dieser Pakete sowie mögliche beteiligte Personen und Fahrzeuge stehen ebenfalls im Fokus der Ermittler.
Besonders alarmierend sind die Entdeckungen an den Stränden der Inseln Föhr, Amrum und Sylt, wo allein in den letzten Tagen rund 150 Kilogramm Kokain in mehreren Paketen aufgeschwommen sind. Es wird vermutet, dass die Pakete aus gescheiterten Übergaben auf See stammen könnten oder dass das Kokain von Dealern an einem Boot befestigt war, das durch hohen Seegang verloren ging. Seit Dezember vergangenen Jahres wurden bereits insgesamt etwa 175 Kilogramm Kokain an diesen Stränden gefunden, während vergangene Woche weitere 25 Kilogramm auf Sylt entdeckt wurden. Die MOPO berichtet von der wiederkehrenden Problematik des Kokain-Schmuggels in der Nordsee, die häufig gehäuft bei gescheiterten Übertragungen massive Mengen an verlorenen Drogen hinterlässt.
Ermittlungen und Warnungen
Die Zollfahnder rufen die Strandbesucher eindringlich dazu auf, sich von angespülten Paketen fernzuhalten und Funde unverzüglich dem Zoll oder der Polizei zu melden. Bisher gibt es keine Hinweise auf einen direkten Zusammenhang zwischen den Funden auf den nordfriesischen und ostfriesischen Inseln. Die Ermittlungen werden durch das Zollfahndungsamt Hamburg und Hannover intensiviert. Zugleich ist Europa zunehmend im Fokus internationaler Kokain-Kartelle. Nach Angaben von ZDF wurden 2022 in der EU mehr als 300 Tonnen Kokain beschlagnahmt – ein Rekordjahr für den Drogenhandel.
Die Entdeckungen im Nordseegebiet sind nicht isoliert zu betrachten. Der Kokainhandel hat in Europa über die vergangenen Jahre stark zugenommen, mit signifikanten Funden in Häfen wie Antwerpen und Rotterdam, wo 2022 insgesamt 110 respektive 52 Tonnen sichergestellt wurden. Deutschlandfunk hebt hervor, dass nur etwa 10% des geschmuggelten Kokains tatsächlich sichergestellt werden, während der Großteil unentdeckt bleibt und auf dem Markt landet.
Hintergrund zur Drogenkriminalität
Der Schmuggel von Kokain nach Europa erfolgt über große Frachtschiffe, oft versteckt in Verbindung mit verderblichen Gütern, um die Chancen einer Entdeckung zu minimieren. Drogenkartelle nutzen zunehmend dezentrale Netzwerke, wobei die Gewalttaten im Drogenhandel in den letzten Jahren zugenommen haben. Besonders in den Niederlanden und Belgien ist die Situation angespannt, da kriminelle Banden dort immer aggressiver agieren. Trotz polizeilicher Erfolge im Drogenkampf bleibt der Preis für Kokain am Straßenmarkt konstant, was auf einen stabilen Nachfluss hindeutet.
In Anbetracht der Geduld und der Strategie der Kartelle, die Nachfrage in den europäischen Großstädten stets zu bedienen, wird es für die Behörden immer schwieriger, gegen diese gut organisierten Strukturen vorzugehen. Die Ermahnung zur Wachsamkeit und die Aufforderung zur Meldung verdächtiger Funde an den Stränden ist daher wichtiger denn je.