Marie Kollenrott, die Grünen-Politikerin und Abgeordnete des niedersächsischen Landtags, kehrt mutig in den Wahlkampf zurück, nachdem sie Ende Mai 2024 in der Göttinger Innenstadt am Wahlkampfstand ihrer Partei von einem Mann angegriffen wurde. Kollenrott betont, dass sie sich nicht verkriechen werde und keine Angst verspüre. In ihrer Rolle als öffentliche Stimme sieht sie es als Pflicht an, aktiv am politischen Diskurs teilzunehmen. So machte sie am vergangenen Wochenende Werbung für ihre Partei auf dem Göttinger Marktplatz, zeigt sich jedoch nun wachsamer und hat keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen getroffen.

Der Angriff durch einen 66-Jährigen verletzte Kollenrott, dennoch bleibt sie überzeugt, dass dieser Vorfall nicht nur gegen sie persönlich gerichtet war, sondern gegen die demokratischen Werte selbst. „Politiker anderer Parteien unterstützen sich gegenseitig“, betont sie, was angesichts der zunehmenden Angriffe auf politische Mandatsträger in Deutschland besonders relevant ist. Ein SPD-Politiker schritt während ihres Angriffs ein, was die Solidarität zwischen den Parteien in der Region unterstreicht. Kollenrott hat zudem festgestellt, dass Angriffe auf Politiker im Kontext einer radikalisierenden rechten Szene stehen und fordert gleichzeitig eine bessere Infrastruktur sowie mehr finanzielle Mittel, um Populismus und extremen Parteien entgegenzuwirken.

Steigende Angriffszahlen auf Politiker

Die Angriffe auf Politiker in Deutschland nehmen seit Jahren zu. Im Jahr 2023 wurden rund 5.400 Attacken auf Amts- und Mandatsträger verzeichnet, was einem Anstieg von 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Diese alarmierenden Zahlen umfassen sowohl physische Angriffe als auch Sachbeschädigungen, die in den Statistiken berücksichtigt werden. Der Mord an Walter Lübcke im Jahr 2019 galt als Extremfall von Hass und Hetze gegen Politiker und war ein Wendepunkt in der Wahrnehmung politischer Gewalt in Deutschland.

Im Jahr 2024 wurden zahlreiche weitere Attacken auf Politiker registriert, darunter schwere Übergriffe wie der Angriff auf Matthias Ecke, den sächsischen SPD-Spitzenkandidaten für die Europawahl, der in Dresden schwer verletzt wurde. Laut der Gewerkschaft der Polizei (GdP) gibt es vermehrte Anfragen von Wahlkämpfern nach mehr Sicherheit und Schutz. Jochen Kopelke, der Vorsitzende der GdP, erklärte, dass fast alle politisch Aktiven um mehr Schutz bitten, was die allgemeine Besorgnis über die Sicherheit im politischen Bereich verdeutlicht.

Beispiele für Angriffe im Jahr 2024

  • Matthias Ecke wurde in Dresden während des Plakierens angegriffen.
  • Das Haus eines SPD-Lokalpolitikers, der sich gegen Rechtsextremismus engagiert, wurde in Brand gesteckt.
  • Zwei Bundestagsabgeordnete der Grünen wurden nach einer Parteiveranstaltung in Essen attackiert.
  • Der Sohn eines AfD-Lokalpolitikers wurde überfallen.
  • Mehrere Angriffe auf Wahlplakatierer der Grünen in Sachsen wurden registriert.

Die steigende Zahl der Angriffe und die allgemeine Gefährdungssituation für Politiker werfen Fragen zu den Auswirkungen auf die politische Kultur und das Engagement der Bürger in Deutschland auf. Kollenrott und andere Betroffene zeigen jedoch, dass sie sich den Herausforderungen stellen und weiter für die demokratischen Prinzipien eintreten wollen.