In Deutschland ist ein Anstieg von Atemwegserkrankungen zu beobachten, insbesondere unter Kindern und Jugendlichen. Prof. Johannes Hübner, Leiter der Infektiologie am LMU-Klinikum in München, beschreibt die Situation als typisch für die Wintersaison, warnt jedoch vor den schweren Grippeverläufen, die in den vergangenen Jahren beobachtet wurden. Laut dem MDR gibt es zurzeit viele Influenza-Infektionen, auch wenn keine signifikante Zunahme an schweren Verläufen gemeldet wird. Aktuelle Daten zeigen, dass die Zahl akuter Atemwegserkrankungen von der 2. bis zur 4. Kalenderwoche 2025 signifikant angestiegen ist.

Bei den 0- bis 4-Jährigen stieg die Zahl akuter Atemwegserkrankungen von 13.669 auf 28.375 Fälle je 100.000 Einwohner. Bei den 5- bis 14-Jährigen erhöhte sich die Zahl von 6.641 auf 19.433. Diese Entwicklungen werfen Fragen über die Immunität in der Bevölkerung auf, besonders bei Kindern, die während der Pandemie weniger Kontakt mit dem Influenza-Virus hatten und sich somit weniger Immunität aufbauten. Laut Johannes Liese, Leiter der pädiatrischen Infektiologie am Universitätsklinikum Würzburg, infizieren sich viele dieser Kinder nun im Schulalter und zeigen schwerere Symptome wie Fieber und Abgeschlagenheit.

RSV und seine Auswirkungen

Neben der Influenza spielen auch Respiratorische Syncytialviren (RSV) eine Rolle in der aktuellen gesundheitlichen Lage. Laut dem RKI können RSV-Infektionen unterschiedlich schwer verlaufen, wobei bei Säuglingen oft Bronchiolitis auftritt. Die Symptome reichen von Schnupfen und Husten bis hin zu schwerer Atemnot und Kraftlosigkeit. Diese Erkrankung kann besonders bei Kindern mit bestehenden Gesundheitsproblemen gravierende Folgen haben.

Der Zusammenhang zwischen den Grippe- und RSV-Erkrankungen ist kompliziert. Liese erklärt, dass die stationären Aufnahmen in Kinderkliniken aufgrund von Atemwegsinfektionen zunehmen, allerdings ist die Auslastung der Kliniken noch nicht kritisch. Ein schnelles Ansteigen der RSV-Infektionen könnte jedoch zu einer Überlastung führen, die derzeit nicht absehbar ist. Experten warnen zudem davor, kranke Kinder zu älteren Verwandten zu schicken, um diese nicht zusätzlich zu gefährden, da Influenza stark ansteckend ist.

Präventionsmaßnahmen und Empfehlungen

Die Grippeimpfung für Kinder wird in Deutschland nicht allgemein empfohlen, könnte jedoch helfen, schwere Verläufe zu verhindern und auch ältere Menschen zu schützen. Hübner hebt die Wichtigkeit der Impfungen hervor, um die Übertragung zu minimieren. Zudem rät er Eltern, das Verhalten ihrer Kinder genau zu beobachten. Hohe Temperaturen sind nicht immer ein Alarmzeichen, solange das Kind aktiv bleibt. Bei lethargischen oder stark beeinträchtigten Kindern sollte jedoch schnell ein Kinderarzt aufgesucht werden.

Tamiflu, das einzige Medikament zur Behandlung von Influenza, wird in der Regel nur bei stationären Patienten eingesetzt. Experten unterstreichen die Bedeutung einer genauen Diagnostik, um zwischen verschiedenen Atemwegsinfektionen zu unterscheiden. Informationen zur RSV-Therapie empfehlen unter anderem eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und die behutsame Entfernung von zähem Schleim, besonders bei kleinen Kindern.