Uhrzeit | 17:00 |
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Ort | Templin |
In einer faszinierenden Rückschau auf die letzten drei Jahrzehnte hat der Dokumentarfilmer Andreas Voigt seine Reise entlang der Oder und Neiße wiederholt. Diese Region, die einst eine strikte Grenze zwischen Deutschland und Polen markierte, hat sich dramatisch verändert. Voigt, der bereits in den frühen 1990er Jahren die Lebensrealitäten beiderseits der Flüsse dokumentierte, wollte nun herausfinden, wie sich das Leben in dieser Grenzregion entwickelt hat. „Ich hatte eine besondere Beziehung zu Polen“, erklärt er, „da ich dort mehrere Jahre studiert habe.“ Diese emotionale Verbindung motivierte ihn, die Veränderungen in der Region zu erkunden, wie Nordkurier berichtete.
Sein neuer Film „Grenzland“ wird am 17. November im Multikulturellen Centrum Templin gezeigt und beleuchtet die Geschichten der Menschen, die heute in dieser Region leben. Voigt führt die Zuschauer von den malerischen Landschaften im Süden, wo Polen, Tschechien und Deutschland aufeinandertreffen, bis zum Stettiner Haff im Norden. Dabei trifft er auf eine polnische Bäuerin, die noch immer die schwarzen Bohnen anbaut, die ihre Mutter einst in ihrem Garten fand – ein Garten, der einst von deutschen Vorbesitzern bestellt wurde. Solche bewegenden Geschichten prägen den Rhythmus seines Films, der die Zuschauer in die tiefen emotionalen und historischen Verflechtungen der Region eintauchen lässt.
Ein Blick in die Vergangenheit
Parallel zu Voigts filmischer Entdeckungsreise treffen sich ehemalige Grenzsoldaten der DDR in Arendsee, um Erinnerungen auszutauschen. Diese Treffen sind geprägt von nostalgischen Rückblicken, jedoch wird das Thema der zivilen Grenzopfer und deren Vertuschung durch das DDR-Regime oft gemieden. Ein anderes Bild zeigt sich beim Grenzerkreis Abbenrode, einem deutsch-deutschen Versöhnungsprojekt. Hier arbeiten ehemalige Grenzer aus Ost und West zusammen, um die politischen Willkürakte der DDR aufzuarbeiten. „Das erste Treffen war geprägt von Misstrauen, aber auch von Neugier“, erzählt Lothar Engler, einer der Teilnehmer. Gemeinsam sammeln sie Fotos und Dokumente, um dieses dunkle Kapitel der Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, wie ARD Mediathek berichtet.
Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel für die Verflechtungen der beiden Seiten ist die Liebesgeschichte von Olivia Hoffmann. Zwischen 1982 und 1984 spazierte sie regelmäßig auf dem Grenzstreifen, was damals kaum vorstellbar war. Ihre „Grenzverletzungen“ wurden von den Grenzern beider Seiten misstrauisch beobachtet. Ihre Abenteuer endeten erst, als sie zu Dieter Hoffmann, einem Zöllner aus Westdeutschland, zog. Heute sind die beiden seit 35 Jahren verheiratet und ihre Geschichte ist ein eindrucksvolles Zeugnis für die menschlichen Verbindungen, die trotz der politischen Trennung entstanden sind.
Die Bedeutung der Grenzregion
Die Auswahl der Filme für den europäischen Kinotag im MKC ist nicht zufällig. „Wir leben in einer Grenzregion und möchten die damit verbundenen Chancen, Herausforderungen und Konflikte thematisieren“, erklärt Kathrin Bohm-Berg, die Geschäftsführerin des MKC. Nach der Vorführung von „Grenzland“ wird es ein Filmgespräch mit Andreas Voigt und der ehemaligen Direktorin des Deutsch-Polnischen Instituts in Berlin, Dorota Paciarelli, geben. Der zweite Film, „Green Border“, beleuchtet die Flüchtlingskrise an der belorussisch-polnischen Grenze und zeigt die komplexen Perspektiven, die mit dieser humanitären Krise verbunden sind.
Die Geschichten, die Voigt und die ehemaligen Grenzsoldaten erzählen, sind mehr als nur Erinnerungen – sie sind ein Spiegelbild der Veränderungen, die die Region durchlebt hat. Der Dialog über die Vergangenheit, die Herausforderungen der Gegenwart und die Hoffnungen für die Zukunft sind entscheidend, um die Geschichte dieser Grenzregion zu verstehen und zu würdigen.