Am 10. Januar 2025 gab die Goethe-Universität Frankfurt bekannt, dass sie gemeinsam mit über 60 weiteren deutschsprachigen Hochschulen und Forschungsinstitutionen ihre Aktivitäten auf der Social-Media-Plattform X (ehemals Twitter) einstellt. Diese Entscheidung ist das Ergebnis der aktuellen Entwicklungen auf der Plattform, die eine faktenorientierte und demokratische Kommunikation nicht mehr gewährleisten. Unter der Leitung von Achim Zolke, dem Leiter der Stabsstelle Presse und Kommunikation an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, wird betont, dass der gemeinsame Rückzug ein starkes Zeichen für die Bedeutung von demokratischen Werten und der faktenbasierten Kommunikation ist.

Seit der Übernahme von X durch Elon Musk haben sich sowohl die Reichweite als auch die Interaktionsraten auf der Plattform deutlich verringert. Insbesondere wird der Algorithmus als manipuliert wahrgenommen, um Inhalte zu fördern, die den persönlichen Ansichten des Eigentümers entsprechen. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass X zunehmend als Werkzeug für Desinformation angesehen wird, was die Nutzung von X durch wissenschaftliche Einrichtungen unvertretbar macht. Daher empfiehlt die Goethe-Universität ihren Fachbereichen und Instituten, die Notwendigkeit eines X-Accounts zu überdenken.

Kritik an der Plattform

Die Kritik an der Plattform X bezieht sich nicht nur auf die Reichweitenprobleme. Die Verantwortlichen fordern eine Rückkehr zu Werten wie Weltoffenheit, Transparenz und einem demokratischen Diskurs, die in der aktuellen Ausrichtung von X nicht mehr gegeben sind. Silke Engel, Sprecherin der Universität Potsdam, weist darauf hin, dass sich die Arbeits- und Funktionsweise der Plattform in den letzten Monaten stark verändert hat. Diese Veränderungen begünstigen laut Engel Hass, Desinformation und Manipulation unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit.

Die mehr als 60 beteiligten Hochschulen lassen ihre X-Accounts im „eingefrorenen“ Zustand bestehen, um Missbrauch zu vermeiden. Dabei sind renommierte Institutionen wie die Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), die Humboldt-Universität Berlin und die TU Dresden in diesem Rückzug involviert. Bereits im Dezember hatten mehr als 60 Journalisten, Autoren, Wissenschaftler und Institutionen in Deutschland ihre Profile auf X stillgelegt, was einen weiteren Ausdruck des zunehmenden Unbehagens gegenüber der Plattform darstellt.

Alternative Plattformen im Blick

Trotz des Rückzuges von X bleibt die Goethe-Universität in den sozialen Medien aktiv und pflegt weiterhin Accounts auf Plattformen wie Instagram, LinkedIn, Facebook und YouTube. Zudem wird die Möglichkeit eines Auftritts auf neuen Plattformen wie Bluesky, Mastodon oder Threads geprüft. Diese Entwicklungen stellen einen wichtigen Schritt in der Anpassung der Hochschulen an die veränderten Rahmenbedingungen der digitalen Kommunikationslandschaft dar, in der auch Akteure mit antiaufklärerischer Agenda und vermeintlichen Verschwörungsmythen präsent sind.

Die aktuelle Diskussion um die Wissenschaftskommunikation in sozialen Medien verdeutlicht, wie emotional und polarisiert Debatten häufig sind. Die Hochschulen setzen mit ihrem Rückzug ein Zeichen und fordern eine Rückbesinnung auf die Prinzipien, die die Diskussion über wissenschaftliche Themen prägen sollten: Faktenbasiertheit, Vielfalt und die Freiheit von Wissenschaft. Der Schritt zeigt die Haltung der akademischen Welt gegenüber einer Plattform, die zunehmend als Bedrohung für eine offene und kritische Auseinandersetzung wahrgenommen wird.

Für weitere Informationen besuchen Sie bitte: Goethe-Universität, Zeit Online und Academia.edu.