Der Hamburger Schuhhändler Görtz steht erneut vor einer schweren finanziellen Krise und hat am Montag einen Insolvenzantrag gestellt. Das Amtsgericht Hamburg hat das Insolvenzverfahren für die Görtz Retail GmbH angeordnet, was die zweite Insolvenz innerhalb weniger Monate darstellt. Zuvor war das Insolvenzverfahren der Ludwig Görtz GmbH und ihrer Tochterunternehmen, darunter die Görtz Retail GmbH und die Görtz Logistik GmbH, am 17. Juli 2023 aufgehoben worden, was dem Unternehmen einen kurzfristigen Neustart ermöglichte, wie goertz-corporate.de berichtet.

Die Gründe für die erneute Insolvenz sind vielschichtig. Das Unternehmen, das im Jahr 1875 gegründet wurde, hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Insbesondere die Schließung zahlreicher Filialen hat zu einem dramatischen Rückgang der Mitarbeiterzahlen geführt. Während Görtz zu Beginn des ersten Insolvenzverfahrens im September 2022 noch rund 1.800 Beschäftigte hatte, ist die Zahl inzwischen auf gut 650 Arbeitsplätze in Filialen, Logistik und der zentralen Verwaltung gesunken, berichtete focus.de.

Entwicklung und Rückschläge

Nach dem ersten Insolvenzverfahren, das im Juli 2023 endete und durch Sanierungsmaßnahmen sowie Stellen- und Filialabbau gekennzeichnet war, war ein Investor, Bolko Kissling, in das Unternehmen eingestiegen, um innovative Ideen einzubringen. Doch trotz dieser Maßnahmen scheint die Stabilität des Unternehmens nicht gewährleistet zu sein. Zukünftige Strategien zielen auf die Optimierung des Filialportfolios ab, um die Marke wieder zu beleben und einen Neustart zu ermöglichen, wie in den Plänen des neuen Eigentümers, der CK Technology GmbH, festgehalten ist.

Die allgemeine Lage für Unternehmen in Deutschland ist kritisch. Im Jahr 2024 hat die Zahl der Insolvenzen im Vergleich zum Vorjahr um 16,8 Prozent zugenommen, was die höchste Zahl an Insolvenzen seit fast einem Jahrzehnt darstellt, gemäß tagesschau.de. Viele Unternehmer befürchten im kommenden Jahr, 2025, einen Rekord an Firmenpleiten.

Wirtschaftliche Herausforderungen

Das Statistische Bundesamt verzeichnete im Dezember 2024 einen Anstieg der Insolvenzverfahren um 13,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Oktober 2023 wurden bereits 2.012 Firmeninsolvenzen registriert, was einem Anstieg von 35,9 Prozent entspricht. Dieses besorgniserregende Bild wird von vielen Experten als Zeichen für die strukturellen Veränderungen in der deutschen Wirtschaft gewertet, die von steigenden Energiekosten und großen Unsicherheiten geprägt sind.

Zudem erschweren die Herausforderungen im Mittelstand die wirtschaftliche Lage: Eine Umfrage zeigt, dass 80 Prozent der mittelständischen Unternehmen mit einer wirtschaftlichen Talfahrt rechnen, und 62 Prozent befürchten, freie Ausbildungsplätze nicht besetzen zu können.

Somit sieht sich Görtz nicht alleine mit seinen Problemen, sondern ist Teil eines breiteren Trends, der die gesamte Branche betrifft. Nur die Zeit wird zeigen, ob das Unternehmen aus diesem Teufelskreis entkommen kann und ob die getroffenen Maßnahmen zur Stabilisierung ausreichend sind.