Der traditionsreiche Hamburger Schuhhändler Görtz ist erneut insolvent. Das Amtsgericht Hamburg hat am 20. Januar 2025 ein Insolvenzverfahren angeordnet. Der Antrag auf Insolvenz stammt von vier Gläubigern. Gideon Böhm von der Kanzlei Münzel & Böhm wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter ernannt. Bolko Kissling, der im Sommer 2023 das Unternehmen von der Gründerfamilie übernahm, führt die Görtz Retail GmbH und die Görtz Holding.

Die Herausforderungen für Görtz sind keine neuen. Die Muttergesellschaft Ludwig Görtz hatte bereits im September 2022 ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Seitdem hat das Unternehmen mehr als 100 seiner Filialen in Deutschland geschlossen, was die Zahl der verbleibenden Standorte auf 45 reduziert. Besonders besorgniserregend ist die Situation in Hamburg, wo zwei Filialen aufgrund von Mietschulden in Höhe von über 700.000 Euro geräumt werden mussten. Weitere Räumungsklagen könnten bevorstehen, darunter auch in der bekannten Spitalerstraße. Eine Görtz-Filiale in Henstedt-Ulzburg wurde Ende 2024 zwangsgeräumt.

Filialschließungen und Umstrukturierung

Görtz plant umfassende Einschnitte im Filialnetz, um das Unternehmen besser sanieren zu können. In einer Bestätigung des Unternehmens wird berichtet, dass unprofitable Filialen geschlossen werden sollen, um die Sanierungschancen nicht zu gefährden. Schließungen in Städten wie Bielefeld, Dortmund und Flensburg sind bereits beschlossen. Darüber hinaus laufen Verhandlungen über signifikante Mietreduzierungen für einige Standorte.

Die Herausforderungen, mit denen Görtz konfrontiert ist, sind vielfältig. Umsatzrückgänge, steigende Energiekosten, hohe Inflation und eine spürbare Kaufzurückhaltung der Kunden treiben das Unternehmen in die Knie. Im September 2022 wurde ein Schutzschirmverfahren für die Ludwig Görtz GmbH beantragt, und auch für die Görtz Retail GmbH und die Görtz Logistik GmbH wurde Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Zum Zeitpunkt des Antrags betrieb Görtz rund 160 Filialen in Deutschland und Österreich.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich weiterhin verschärft, was für viele Einzelhändler eine Herausforderung darstellt. Die neuesten Daten zur Unternehmensinsolvenzen zeigen einen besorgniserregenden Trend, der auch Görtz betreffen könnte. Die allgemeine Marktsituation, einschließlich der geopolitischen Spannungen und der wirtschaftlichen Unsicherheiten, hat die Kaufkraft der Verbraucher stark beeinflusst. Dies führt zu einer bleibenden Unsicherheit über die Zukunft des stationären Einzelhandels.

Ob Görtz in der Lage ist, sich aus dieser prekären Lage zu befreien, bleibt abzuwarten. Die Bemühungen um eine nachhaltige Restrukturierung sind eingeleitet, doch es wird sich zeigen müssen, ob diese erfolgreich sein können, um das Traditionsunternehmen zu retten. Weitere Informationen zu Insolvenzen und wirtschaftlichen Entwicklungen finden Sie auf weiteren Berichten von destatis.de.