Die Glockenbrot-Großbäckerei in Frankfurt am Main wird in den kommenden drei bis fünf Jahren schließen. Diese Entscheidung wurde von der Rewe-Gruppe, die das Unternehmen seit 1986 besitzt, getroffen. Unter den 480 Beschäftigten am Standort haben viele mit unsicheren Zukunftsaussichten zu kämpfen. Verhandlungen mit dem Betriebsrat sollen in den nächsten Wochen beginnen, um sozialverträgliche Lösungen wie Interessenausgleich und Sozialplan zu finden, über die ksta.de berichtet.
Die Schließung ist Teil eines größeren Plans, durch den sich Rewe aus der eigenen Brot- und Backherstellung zurückzieht. Dies betrifft nicht nur Frankfurt, sondern auch den zweiten Produktionsstandort in Bergkirchen, der bis Ende 2025 an die Großbäckerei Harry-Brot verkauft werden soll. Harry-Brot beabsichtigt, alle etwa 320 Mitarbeiter in Bergkirchen zu übernehmen. Ein Neubau einer Großbäckerei in Erlensee bei Hanau ist ebenfalls geplant, dessen Inbetriebnahme jedoch erst ab 2028 erfolgt. Über die finanziellen Details des Verkaufs der Standorte haben die Unternehmen bislang keine Informationen veröffentlicht, wie op-online.de schreibt.
Hintergründe zur Schließung
Rewe führt die Schließungen auf ausgereizte Kapazitäten und unzureichende Räumlichkeiten zurück. Ein wirtschaftlich tragfähiger Neubau in Frankfurt wird als nicht gegeben betrachtet. Darüber hinaus hatte Rewe sich bereits 2020 von 110 Bäckerei-Shops der Glockenbrot-Bäckerei im Rhein-Main-Gebiet getrennt, was auf einen schrittweisen Rückzug aus der Branche hindeutet.
Die Situation in der Bäckereibranche in Deutschland ist insgesamt angespannt. Laut tagesschau.de verschwanden im Jahr 2022 insgesamt 780 Bäckereien, was einen Rückgang von rund 3,6 Prozent im Vorjahresvergleich bedeutet. Die Branche leidet unter gestiegenen Energie- und Rohstoffpreisen, die die wirtschaftliche Rentabilität vieler Betriebe gefährden. Dies hat zur Folge, dass mehr Bäckereien schließen als neu gegründet werden.
Ausblick auf die Branche
Das Gesamtvolumen der Branche war 2022 mit einem Umsatz von rund 16,27 Milliarden Euro positiv, jedoch ist ein Anstieg nur durch allgemeine Preissteigerungen zu erklären. Insgesamt wurden 422 Neugründungen im Jahr 2022 verzeichnet, was eine leichte Erholung im Vergleich zu 2021 darstellt. Dennoch ist der Rückgang der Gesamtzahl der Bäckereien alarmierend, und der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks fordert einen Bürokratieabbau, um wirtschaftlich arbeiten zu können.
Die Glockenbrot-Bäckerei, die 1904 gegründet wurde, hat traditionell für die Supermarktkette Rewe und deren Discount-Tochter Penny produziert. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in den nächsten Jahren entwickeln wird, insbesondere vor dem Hintergrund der Übernahme durch Harry-Brot und den damit verbundenen Anpassungen in der Branche.