Deutschland

Glasfaser-Ausbau in Deutschland: Warum der Fortschritt stockt

Die aktuelle Studie von BearingPoint zeigt, dass die Nutzung von Glasfaseranschlüssen in Deutschland langsamer wächst als erwartet, was für die zukünftige digitale Infrastruktur und die Erreichung der Regierungsziele zur Gigabit-Verfügbarkeit entscheidend ist.

Frankfurt am Main (ots)

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In Deutschland bleibt der Fortschritt im Aus- und Umbau der Glasfaserinfrastruktur hinter den hohen Erwartungen zurück. Die aktuelle Studie von BearingPoint zeigt auf, dass die Kluft zwischen der Verfügbarkeit und tatsächlichen Nutzung von Glasfaseranschlüssen weiter wächst, während DSL-Anschlüsse nach wie vor die populärste Wahl unter den Internetnutzern sind.

Mit fast 50 Prozent der Befragten, die auf einen DSL-Anschluss setzen, droht Deutschland bei der Erreichung der Gigabit-Strategie der Bundesregierung ins Hintertreffen zu geraten. Im Vergleich dazu nutzen nur 18 Prozent der Haushalte Glasfaser- oder Kabelinternetanschlüsse, obwohl laut Breitbandatlas 32 Prozent der Haushalte bereits Zugriff auf Glasfaser hätten. Diese Diskrepanz verdeutlicht die Herausforderung, den Bürgern die Vorteile schneller Internetverbindungen näherzubringen.

Ursachen für langsame Marktakzeptanz

Die Studie identifiziert mehrere Gründe für die anhaltend geringe Nutzung von Glasfaseranschlüssen. Ein zentraler Punkt ist die hohe Zufriedenheit der bisherigen DSL-Nutzer mit ihren bestehenden Verträgen. Viele bewerten ihre aktuelle Internetverbindung als ausreichend und fühlen sich nicht ausreichend motiviert, auf einen teureren Glasfaseranschluss umzusteigen. Die durchschnittlichen Kosten für einen Glasfaseranschluss liegen laut den Studienergebnissen um 11 Prozent über den Preisen für DSL, was viele potenzielle Kunden abschreckt.

Zusätzlich fehlen vielen Nutzern die grundlegenden Informationen über die technischen Vorteile von Glasfaseranschlüssen. 15 Prozent der Befragten sehen keinen wahrnehmbaren Vorteil darin, auf Glasfaser umzusteigen, und mehr als die Hälfte ist nicht gut über die Technologie informiert. Eine Verbesserung der Aufklärung könnte demnach mehr Menschen dazu bewegen, einen Wechsel in Betracht zu ziehen.

Marketingstrategien der Anbieter spielen ebenfalls eine Rolle. Rund 41 Prozent der Befragten haben kaum Werbung zu Glasfaseranschlüssen wahrgenommen. Nur 22 Prozent dieser Personen erwägen einen Wechsel, im Gegensatz zu 54 Prozent derjenigen, die bereits Werbung bemerkt haben und bereit wären, auf Glasfaser zu wechseln.

Der Einfluss von Vorbildern und Informationen

Besonders auffällig ist das Vertrauen in Vertriebs- und Baumitarbeiter der Telekommunikationsunternehmen. Positives Feedback über diese Mitarbeiter hat einen signifikanten Einfluss auf die Entscheidung, auf Glasfaser zu wechseln. So gaben 70 Prozent der Befragten an, bei einer positiven Wahrnehmung der Vertriebsmitarbeiter einen Wechsel zu planen. Dennoch nehmen nur 36 Prozent die Vertriebsmitarbeiter positiv wahr, was auf ein erhebliches Kommunikationsproblem hinweist.

Marcel Tietjen von BearingPoint betont die Notwendigkeit, dass Anbieter ihre Informationskampagnen zum Thema Glasfaser intensivieren und zielgerichtete Werbemaßnahmen entwickeln, um das Interesse der Verbraucher zu wecken. Es sei von entscheidender Bedeutung, klare und konkrete Informationen zu den Vorteilen der Technologie zu liefern, um die Hemmschwelle für einen Wechsel zu senken.

Die Pandemie hat auch einen Einfluss auf das Nutzungsverhalten und die Wahrnehmung von Internetdiensten. Während andere Länder in Europa, insbesondere in Skandinavien, von einer größeren Akzeptanz und Nutzung digitaler Dienste berichten, zeigt die Befragung, dass Deutschland hier noch Nachholbedarf hat.

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass trotz der technologischen Fortschritte und der politischen Zielsetzungen für die Glasfaserverbreitung in Deutschland ein umfangreicher kommunikativer und bildungsorientierter Ansatz erforderlich ist, um das Potenzial der Glasfaseranschlüsse auszuschöpfen. Nur so kann die Stagnation bei der Nutzung von Glasfaser überwunden und ein nachhaltiger Markt für Breitbanddienste geschaffen werden.

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