In Italien kam es zu heftigen Protesten in mehreren Städten, darunter Rom, Brescia, Bologna und Mailand, ausgelöst durch den Tod des 19-jährigen Ägypters Ramy Elgaml am 24. November 2022. Elgaml starb nach einer Polizeiverfolgung, die in einem tragischen Verkehrsunfall endete. Während der Verfolgung versuchten er und sein Begleiter, eine Polizeikontrolle auf einem Motorrad zu umgehen, was zu einem schweren Unfall in der Ripamonti-Straße führte. Sein Begleiter, ein 22-jähriger Tunesier, wurde bei dem Vorfall verletzt und ins Krankenhaus eingeliefert. Trotz aller Bemühungen konnte Elgaml nicht wiederbelebt werden.

Die Nachrichten über seinen Tod sorgten für Aufruhr, insbesondere im Corvetto-Viertel, das stark von Migranten bewohnt ist. Protester forderten Gerechtigkeit und skandierten Slogans wie „Rache. Polizist schoss ins Gesicht.“ Laut Unser Mitteleuropa waren über 250 Menschen an den Protesten beteiligt, während AA von gewalttätigen Zusammenstößen berichtete. In Bolognas jüdischer Synagoge kam es zu Beschädigungen und die Bürger beschädigten Schaufenster sowie warfen Mülltonnen in Brand.

Gewaltsame Ausschreitungen und Verletzte

Bei den Protesten wurden acht Polizeibeamte verletzt, und die Lage eskalierte schnell, als Demonstranten Papierbomben, Böller, Glasflaschen und sogar Molotow-Cocktails auf Polizeiwagen warfen. Erhebliche Spannungen blieben auch in der Nacht, wobei einige Demonstranten versuchten, Straßen zu blockieren, indem sie Barrikaden errichteten und diese in Brand setzten. In Reaktion darauf setzte die Polizei Tränengas ein, um die Unruhen unter Kontrolle zu bringen.

Premierministerin Giorgia Meloni bezeichnete die Situation als „Unordnung und Chaos durch die üblichen Unruhestifter“. Außerdem wurde von der linken Partei „Rifondazione Comunista“ ein brutales Vorgehen der Polizei angeprangert. Die Ereignisse in den italienischen Städten reflektieren eine wachsende Unruhe in der Gesellschaft, die auf tiefere strukturelle Probleme hinweist.

Kontext und Polizeigewalt in Europa

Die Proteste werfen ein Licht auf das zunehmende Misstrauen gegenüber den Sicherheitskräften, das in vielen europäischen Ländern anzutreffen ist. Laut einem Bericht von LabourNet starben zwischen 2020 und 2022 in 13 EU-Ländern mindestens 488 Menschen während Polizeieinsätzen oder in Gewahrsam. Die häufigste Todesursache waren Schussverletzungen, wovon die meisten Fälle in Frankreich und Deutschland dokumentiert sind.

In Italien, einem Land, das oft in der Berichterstattung über Polizeigewalt erwähnt wird, wurden viele Daten über tödliche Vorfälle durch Polizeibeamte nicht veröffentlicht. Dies erschwert die Bewertung der Gesamtumstände, unter denen solche Tragödien geschehen. Eine besorgniserregende Statistik belegt, dass suicidale Tendenzen und psychische Erkrankungen eine Rolle bei vielen Todesfällen während Polizeikontakten spielten.

Die jüngsten Ereignisse in Italien verdeutlichen nicht nur die Spannungen innerhalb der Gesellschaft, sondern auch die dringende Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema Polizeigewalt und der Rolle, die staatliche Institutionen bei der Wahrung von Recht und Ordnung spielen.