Die Belastung des Gesundheitswesens in Deutschland und die Schwierigkeiten in der Notfallversorgung stehen zunehmend im Mittelpunkt der Debatte. Dies wird besonders deutlich durch die Erfahrungen im Westpfalz-Klinikum, wo die Patienten in der Notaufnahme teils lange warten müssen. Der Leiter der Zentralen Notfallambulanz, Berthold Germann, sowie der Pflege-Bereichsleiter Marco Krauß berichten, dass nicht nur echte Notfälle die Notaufnahme aufsuchen. Hierbei erhebt der niedergelassene Facharzt Thomas Ruf schwere Vorwürfe gegen die derzeitige Situation im Gesundheitswesen. Er sieht die Ursachen für die Überlastungen in zu wenigen Medizinstudienplätzen und dem hohen bürokratischen Aufwand.
Michael Bergdolt, ebenfalls Arzt in Erlenbach und früher am Klinikum tätig, bestätigt die existierenden Probleme und schildert einen Anstieg des Patientenaufkommens. Es kommt immer wieder vor, dass Patienten nach Hause geschickt werden, obwohl eine Einweisung notwendig wäre. Bergdolt hebt hervor, dass die meisten Patienten im Klinikum gut betreut werden, kritisiert jedoch die unzureichende Finanzausstattung der Einrichtungen und die daraus resultierende Überlastung der Mitarbeiter.
Veränderte Patientenströme und Notfallversorgung
In einer aktuellen Befragung des GKV-Spitzenverbandes, die anhand von 3.512 GKV-Versicherten durchgeführt wurde, zeigt sich, dass innerhalb von 12 Monaten ein Viertel der gesetzlich Versicherten bei einem medizinischen Notfall die Notaufnahme eines Krankenhauses aufsuchen. Hauptgründe für diesen Schritt sind geschlossene Arztpraxen (38 Prozent) und die Notwendigkeit einer dringend erforderlichen Behandlung (68 Prozent). Rund 60 Prozent der Patienten waren der Meinung, dass ihre gesundheitlichen Anliegen nicht ambulant behandelt werden konnten.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass eine Reform der Notfallversorgung dringend notwendig ist. Stefanie Stoff-Ahnis, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, äußert die Notwendigkeit einer Notfallreform zur Verbesserung der Akutversorgung. Zu den Vorschlägen zählen unter anderem die Einführung von Akutleitstellen der Kassenärztlichen Vereinigungen und flächendeckenden Integrierten Notfallzentren.
Langfristige Herausforderungen in der Notfallversorgung
Die „Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“ hat die Entwicklung der Notfallversorgung bis 2021 analysiert. Dabei wurde festgestellt, dass die Gesamtzahl der Notfälle von 2009 bis 2019 kontinuierlich anstieg, jedoch seit 2016 ein Rückgang in der ambulant durch Notaufnahmen versorgten Notfälle zu verzeichnen ist. Der Rückgang ist besonders ausgeprägt bei ambulanten Notfällen und wird nach wie vor durch Personalengpässe verstärkt.
Die Zahlen zeigen, dass 2021 insgesamt 8,8 Millionen ambulante Notfälle in Kliniken verzeichnet wurden, was fast dem Niveau von 2009 entspricht. Eine kontinuierliche Überlastung der Notaufnahmen ist demnach weniger auf steigende Patientenzahlen zurückzuführen, sondern vielmehr auf die Personalengpässe, die aufgrund des Fachkräftemangels im Gesundheitswesen auch in Zukunft bestehen bleiben werden.
Abschließend wird klar, dass sowohl die Struktur der Notfallversorgung als auch die Rahmenbedingungen für Ärzte verbessert werden müssen. Eine Erhöhung der Medizinstudienplätze und ein Abbau von Bürokratie könnten langfristig dazu beitragen, die gegenwärtigen Herausforderungen im Gesundheitswesen zu meistern. Ob die politischen Akteure diese Maßnahmen umsetzen werden, bleibt abzuwarten.