Am 27. Januar 2025 hat das Forschungsprojekt „Positive Health Innovation“ begonnen, welches von sechs Universitäten in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg ins Leben gerufen wurde. In diesem überregionalen Projekt sind Wissenschaftler:innen der Universität Duisburg-Essen (UDE) aktiv beteiligt. Ziel des Projekts ist es, die Qualität der Vorsorge und Gesundheitsförderung in Hausarztpraxen zu verbessern. Grundlage bildet das Konzept der „Positiven Gesundheit“, das von Dr. Machteld Huber entwickelt wurde. Die Koordination des Projekts liegt in den Händen von Forscher:innen der Universität Witten/Herdecke, während der Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses das Vorhaben mit 2,5 Millionen Euro über einen Zeitraum von drei Jahren fördert. Der Standort Essen erhält dabei rund 500.000 Euro für seine spezifischen Initiativen.

Ein zentrales Anliegen der Initiative ist es, Patient:innen zu motivieren, mehr Verantwortung für ihre eigene Gesundheit zu übernehmen. Dafür wird ein Spinnennetz-Diagramm eingesetzt, das eine Einschätzung und Bewertung der Gesundheit in sechs verschiedenen Bereichen ermöglicht. Zudem sollen in enger Zusammenarbeit mit Hausärzt:innen individuelle Gesundheitsziele entwickelt werden. In Essen wird ein besonderer Fokus auf die Stärkung der hausärztlich initiierten Gesundheitsförderung gelegt, um Schnittstellenprobleme im System zu überwinden. Die Ergebnisse der Auswertungen sollen zur Verbesserung der Patient:innenversorgung beitragen und ein gesundheitsförderndes Umfeld schaffen.

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Projektdetails und Phasen

Das Studiendesign des Projekts umfasst drei wesentliche Phasen: Erstens die Weiterentwicklung des Konzepts für Gesundheitsnetze, wobei relevante Stakeholder und regionale Gegebenheiten einbezogen werden. Zweitens folgt eine praktische Erprobungsphase in hausärztlichen Praxen und drittens die Auswertung der Ergebnisse zur Aufbereitung für die Regelversorgung. Karolien van den Brekel von „Positive Health International“ berichtete über positive Erfahrungen mit dem Konzept, das sowohl in Einzelgesprächen als auch im Team und in Zusammenarbeit mit anderen Fachkräften angewendet wird.

Die Konsortialführung obliegt dem Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag) der Universität Witten/Herdecke, welcher mehrere renommierte Partnerinstitutionen angehören, darunter das Institut für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Duisburg-Essen und die Abteilung für Medizinische Informatik der Ruhr-Universität Bochum.
Diese interdisziplinären Ansätze sind entscheidend, um die Herausforderungen in der gesundheitlichen Grundversorgung zu adressieren und innovative Lösungen zu entwickeln.

Empowerment der Patient:innen

Das Projekt zielt darauf ab, Patient:innen zu einem gesundheitsbewussten Leben zu ermutigen, was potenziell Krankheiten vorbeugen und Therapieerfolge bei chronisch Erkrankten verbessern kann. Studien weisen darauf hin, dass psychische und soziale Faktoren bedeutend für die Gesundheit sind. Es wird geschätzt, dass fast 20 % der Hausarztbesuche gesundheitsbewusste Anliegen betreffen. In Deutschland fehlen bislang umfassende Konzepte, die solche Aspekte berücksichtigen. Das Team von Positive Health hat daher ein strukturiertes, diagnoseübergreifendes Beratungskonzept für die Erstversorgung entwickelt, das auf Empowerment abzielt.

In diesem Rahmen wird das gesamte Praxisteam in die gesundheitlichen Maßnahmen einbezogen, während medizinische Fachangestellte (MFA) neue Koordinierungs- und Beratungsfunktionen übernehmen. Darüber hinaus werden regelmäßige Teamtreffen organisiert, um die Arbeitskultur zu verbessern und die identifizierten Bedürfnisse lokal zu adressieren. Die Entwicklung des Konzepts erfolgt in einem mehrschrittigen Evaluierungsprozess, der Interviews mit den Betroffenen sowie mit Hausärzt:innen, MFA und Sozialarbeitenden umfasst.

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Durch die strukturierte Bedarfserhebung und die Schaffung eines Netzwerks von Fachkräften soll das Gesundheitsverhalten der Patient:innen nachhaltig verbessert werden. Bei Erfolg könnte das Konzept weitreichende positive Auswirkungen auf die Gesundheitsförderung in der ersten Versorgungsstufe in Deutschland haben. Die Förderung von ca. 2,5 Millionen Euro über drei Jahre stellt sicher, dass die notwendigen Ressourcen bereitgestellt werden, um diese wichtigen Ziele zu erreichen.