Im Einkaufszentrum Cano in Singen eröffnet am Sonntag, den 16. Februar, eine wichtige Fotoausstellung unter dem Motto „Gesicht zeigen“. Diese Veranstaltung ist Teil einer Aktionswoche, die sich dem sensiblem Thema der Suchterkrankungen widmet. Ziel der Aktionswoche ist es, das stigmaumwitterte Thema Sucht zu enttabuisieren und Hilfsangebote sichtbar zu machen. Lars Kiefer von der Fachstelle Sucht in Singen hebt die Relevanz dieser Initiative hervor, da in Deutschland rund drei Millionen Kinder und Jugendliche mit einem suchtkranken Elternteil aufwachsen, was jedes sechste Kind betrifft. Vor allem Alkoholmissbrauch wird als das größte Problem identifiziert, da betroffene Kinder häufig Vernachlässigung und Gewalt erfahren.

Die Fachstelle Sucht Singen beteiligt sich an der bundesweiten Coa-Aktionswoche, die vom 16. bis 22. Februar durchgeführt wird. In diesem Rahmen wird auch die Volkshochschule (VHS) Singen aktiv. Am Dienstag, 18. Februar, zeigt die VHS die ZDF-Dokumentation „Ich, Mama und der Alkohol“, die freien Eintritt bietet. Nicolas aus Singen erzählt in der Dokumentation von den Folgen der Sucht seiner Eltern auf seine Kindheit und Jugend. Nach der Vorführung ist eine öffentliche Filmbesprechung mit Nicolas und Tanja Renz, Chefärztin des ZFP Reichenau, geplant.

Ziele der Fotoaktion

Lars Kiefer betont, dass die Fotoaktion gezielt darauf abzielt, Kinder aus der Stigmatisierung herauszuholen. Die negativen Folgen von Sucht für Kinder sind oft dramatisch, da sie ein erhöhtes Risiko für eigene Suchtprobleme oder psychische Erkrankungen haben. Eine ernsthafte Erkrankung, die in diesem Zusammenhang oft erwähnt wird, ist das fetale Alkoholsyndrom (FASD), welches durch Alkoholkonsum während der Schwangerschaft verursacht wird. FASD kann lebenslange geistige, körperliche und Verhaltensbeeinträchtigungen nach sich ziehen.

Die Fotoausstellung „Gesicht zeigen“ ist eine Wanderausstellung, die darauf abzielt, das Bewusstsein für die Herausforderungen, mit denen Kinder aus suchtbelasteten Familien konfrontiert sind, zu schärfen. Diese Initiative wird unterstützt durch die Förderung nach §20 SGB V durch die KKH Kaufmännische Krankenkasse.

Erfahrungen und Bewältigungsmechanismen

Zusätzlich zur Ausstellung in Singen gibt es eine Fotowanderausstellung in der Hansa-Bibliothek in Berlin, die zehn erwachsene Menschen mit ähnlichen Erfahrungen präsentiert. Diese Porträts sind das Ergebnis der Arbeit des Fotografen Hauke Dressler und zeigen unterschiedliche Bewältigungsmechanismen wie Tanz, Musik und Malerei. Themen wie Vernachlässigung, Überforderung und Gewalt werden angesprochen, und die Ausstellung zeigt, dass Wege aus der Sucht existieren.

Die einzelnen Porträtierten repräsentieren die drei Millionen betroffenen Kinder und Jugendlichen in Deutschland sowie sechs Millionen Erwachsene, die in suchtbelasteten Familien aufgewachsen sind. Nur etwa ein Drittel dieser Kinder kommt unbeschadet aus der Situation; ein weiteres Drittel entwickelt selbst Störungen. Das Ziel dieser Ausstellungen ist es, Mut zu machen und Hilfsangebote aufzuzeigen, um die betroffenen Kinder und Jugendlichen zu unterstützen.

Weiterführende Informationen unterstützen die Initiativen und finden Sie unter NACOA Deutschland und in der Handreichung des Landesverbandes Suchtfragen.

Durch diese gemeinsamen Anstrengungen hoffen die Veranstalter, ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen und effektive Hilfe anzubieten.