Gerry Weber hat zum dritten Mal innerhalb von nur sechs Jahren Insolvenz angemeldet. Am 11. März 2025 genehmigte das Amtsgericht Bielefeld ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Diese Entscheidung erfolgt, nachdem das Unternehmen bereits in den Jahren 2019 und 2023 ähnliche Schritte einleiten musste. Die westfälische Modemarke, gegründet 1973, hat einen schweren Kampf ums Überleben hinter sich und sucht nun erneut nach einer Lösung für ihre finanzielle Krise. Ein besonders schwaches Weihnachtsgeschäft wird als einer der Hauptgründe für die erneute Insolvenz angeführt.
In der aktuellen Situation sind rund 230 Mitarbeiter in Deutschland betroffen. Rechtsanwalt Lucas Flöther wurde als vorläufiger Sachwalter eingesetzt, während Sanierungsexperte Christian Gerloff beauftragt wurde, die Rettungsmaßnahmen zu organiseren. Gerry Weber betreibt derzeit 43 Geschäfte in Deutschland, die ohne Einschränkungen weitergeführt werden sollen. Allerdings sind auf der Unternehmenswebsite momentan keine Bestellungen möglich, was Fragen hinsichtlich der zukünftigen Geschäftstätigkeiten aufwirft.
Hintergründe und finanzielle Herausforderungen
Die jüngste Insolvenz folgt auf eine Reihe von finanziellen Schwierigkeiten. Bereits im Rahmen des vorherigen Insolvenzverfahrens im Jahr 2023 wurden 150 Millionen Euro Schulden erlassen und 122 von insgesamt 171 Filialen geschlossen. Über 400 Stellen fielen dem Stellenabbau zum Opfer, um die Profitabilität des Unternehmens zu sichern. Das Management von Gerry Weber hat nun Gespräche mit potenziellen Investoren aufgenommen, um einen Verkaufsprozess einzuleiten und das Unternehmen zu stabilisieren.
Die Modebranche insgesamt steht unter starkem Druck. Steigende Energiekosten, hohe Mieten und Löhne, sowie eine zurückhaltende Konsumneigung tragen zur prekären Lage von Unternehmen wie Gerry Weber bei. Experten warnen davor, dass weitere Händler in diesem Jahr in Schwierigkeiten geraten könnten. Einschließlich bekannter Marken wie Esprit und Görtz, die ebenfalls Insolvenzen anmelden mussten, ist die Branche stark betroffen.
Zukunftsperspektiven für die Modebranche
Die Herausforderungen in der Modebranche sind nicht neu, haben sich jedoch verschärft. Laut einer Umfrage unter 150 Unternehmen erwartet nur ein Drittel der Händler in diesem Jahr signifikante Umsatzsteigerungen. In der Studie von KPMG wird darauf hingewiesen, dass die Branche aufgrund von Umsatzrückgängen und weiteren Herausforderungen verunsichert ist. Experten prognostizieren eine Flächenreduktion im Einzelhandel von bis zu 50 Prozent, was insbesondere Kaufhäuser hart treffen könnte.
Um den stationären Handel wieder attraktiv zu gestalten, sind vitalere und ansprechendere Innenstädte notwendig. Der Präsident des Branchenverbands BTE, Mark Rauschen, mahnt zur Kooperation aller Akteure vor Ort, um ein erfolgreicheres Einkaufserlebnis zu schaffen. Die Zukunft der Modebranche in Deutschland bleibt ungewiss, und Gerry Weber steht exemplarisch für die Schwierigkeiten, mit denen viele Unternehmen konfrontiert sind.
Die nächste Zeit wird zeigen, ob Gerry Weber mit den aktuellen Sanierungsmaßnahmen und der Suche nach neuen Investoren eine Wende herbeiführen kann oder ob weitere drastische Maßnahmen notwendig sein werden. Der gesamte Sektor wartet gespannt auf die Entwicklungen.
Ruhr24 berichtete über die Verhältnisse bei Gerry Weber, während die Tagesschau die Insolvenz und deren Hintergründe thematisierte. Für einen umfassenderen Überblick über die Herausforderungen der Modebranche werfen Sie einen Blick auf die Studie von KPMG.