Ort | Görlitz,Zittau |
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Das Gerhart-Hauptmann-Theater in Görlitz-Zittau steht vor einer finanziellen Herausforderung, die für viele Theater in Sachsen typisch ist. Intendant Daniel Morgenroth hat kürzlich bekannt gegeben, dass trotz seiner innovativen Idee, die Namensrechte des Theaters zum Verkauf anzubieten, bisher kein ernsthaftes Sponsoring-Angebot eingegangen ist. Diese Idee, die es in dieser Form an keinem anderen öffentlichen Theater in Deutschland gibt, sollte es Unternehmen ermöglichen, für eine Spielzeit den Namen des Theaters zu kaufen und damit ihre Marke zu bewerben. Doch die Suche nach einem passenden Sponsor gestaltet sich als äußerst schwierig, wie auch NDR berichtete .
Morgenroth erklärte, dass er zahlreiche Firmen kontaktiert habe, jedoch nur zwei Interessenten für die Namensrechte vorliegen, die jedoch nicht den gewünschten Rahmen bieten. „Im Moment haben wir kein ernsthaftes Sponsoring-Angebot“, so der Intendant. Die mediale Aufmerksamkeit, die Sponsoring in anderen Bereichen wie dem Sport erhält, sei für Theater einfach nicht vergleichbar. „Vielleicht ist es doch etwas anderes, ob man eine Sportarena ist oder ein Theater“, fügte er hinzu. Die Unternehmen scheinen sich nicht genug von einer solchen Partnerschaft versprechen zu können, was die Suche nach einem Sponsor zusätzlich erschwert.
Debatte über den Wert von Kunst
Trotz der Schwierigkeiten freut sich Morgenroth über die Diskussion, die sein Vorschlag ausgelöst hat. „Mit dem Namensrechte-Verkauf ist eine unglaublich fruchtbare Debatte entstanden“, sagte er. Fragen wie „Was ist uns Theater und Kunst wert?“ und „Können wir Kunst gleich behandeln wie eine Sportarena?“ stehen im Raum. Diese Debatte zeigt, wie wichtig es ist, den kulturellen Wert von Theater zu erkennen und zu schätzen. „Ich bin jetzt am Ende eigentlich ganz froh, dass wir unseren Gerhart Hauptmann behalten“, erklärte er optimistisch.
Das Theater hat mit massiven finanziellen Problemen zu kämpfen, die durch die chronische Unterfinanzierung aller sächsischen Theater und Orchester verstärkt werden. „Alle kommunal getragenen Theater stehen nächstes Jahr vor der drohenden Insolvenz“, warnte Morgenroth. Die Hoffnung, einen Sponsor zu finden, schwindet, und er betont, dass es letztlich die Aufgabe der öffentlichen Hand sei, die Theater angemessen zu finanzieren. „Das, was wir in den Städten und Kommunen leisten, ist so viel wert, dass es von der öffentlichen Hand finanziert werden muss“, so Morgenroth.
Die Meinungen über die Idee des Namensverkaufs sind gemischt. Während einige die Initiative loben, gibt es auch heftige Kritiken. Viele Menschen möchten nicht, dass ein Theater, das für hohe Kunst steht, mit einem kommerziellen Namen verbunden wird. „Man hat quasi Angst vor dem ‚Coca-Cola-Theater'“, sagte Morgenroth und verdeutlichte damit die Bedenken, die viele gegenüber der Vermarktung von Kunst haben. Dennoch sieht er die Notwendigkeit, neue Wege zur Finanzierung zu finden, um die kulturelle Landschaft zu erhalten.
Insgesamt bleibt die Zukunft des Gerhart-Hauptmann-Theaters ungewiss. Die Diskussion um die Namensrechte hat jedoch eine wichtige Debatte über den Wert von Kunst und Kultur in der Gesellschaft angestoßen, die weit über die Mauern des Theaters hinausgeht. „Wir müssen darüber reden, was uns Theater wert ist“, schloss Morgenroth und forderte eine breitere gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema.
Quellen: MDR Sachsen (Andreas Berger), NDR Kultur (Philipp Schmid)
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