Gerhart Baum, der ehemalige Bundesinnenminister und leidenschaftliche Verfechter von Freiheit und Frieden, ist am Samstag im Alter von 92 Jahren gestorben. Er wurde am 28. Oktober 1932 in Dresden geboren und hinterlässt ein eindrucksvolles politisches Erbe. Baum war von 1978 bis 1982 während der sozial-liberalen Koalition von SPD und FDP Minister unter Kanzler Helmut Schmidt.
Sein Wirken als Parlamentarischer Staatssekretär bei den Bundesinnenministern Hans-Dietrich Genscher und Werner Maihofer prägte seine politischen Ansichten. Baum setzte sich stets dafür ein, das Grundgesetz zu leben und zu verteidigen, und stellte sich als unbeugsamer Streiter für die liberale Demokratie dar. FDP-Chef Christian Lindner würdigte ihn als kritische Persönlichkeit, die sich unermüdlich für die Bürgerrechte einsetzte. Besonders in den schwierigen Zeiten des RAF-Terrors zeigte Baum Führungsstärke und Engagement.
Ein Leben im Zeichen des Friedens
Frieden war ein zentrales Leitmotiv in Gerhart Baums Leben. In der DDR unterstützte er Bürgerrechtler und war an der Organisation eines Denkmals für die friedliche Protestbewegung beteiligt. Diese politischen Überzeugungen führten auch dazu, dass er 2023 mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wurde. Sein Wirken reichte über die Grenzen der Politik hinaus und beeinflusste eine ganze Generation.
Baum war nicht nur ein Politiker, sondern auch ein leidenschaftlicher Kämpfer für gesellschaftliche Werte. In seinen letzten Jahren äußerte er sich kritisch zur politischen Entwicklung, insbesondere zur Ampel-Koalition, und warnte vor einem Vertrauensverlust in die Politik. Insbesondere in den Debatten um den Klimaschutz und die Regulierung von Digitalkonzernen forderte er eine stärkere Ausrichtung der FDP.
Verbleibendes Erbe und Würdigungen
Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert erinnerte an Baums lebenslange Bemühungen um Freiheit und bezeichnete ihn als großen Streiter. Er wollte an einer Gedenkveranstaltung am 13. Februar 2023 teilnehmen, musste jedoch aus gesundheitlichen Gründen absagen. Der Friedenspreis Dresden wird am 16. Februar 2023 in der Semperoper verliehen, jedoch nun ohne Baum als Präsident des Kuratoriums.
Die politisch aktive Zeit von Baum fiel in eine Ära, in der die Friedensbewegung in Deutschland großen Einfluss nahm. Diese Bewegung ist seit den 1980er Jahren ein vielbeachtetes Phänomen, das sich mit der Auseinandersetzung um Rüstung und Frieden befasst. In den Debatten um die Wiederbewaffnung wie auch die Atombewaffnung der Bundeswehr engagierte sich die Gesellschaft, ähnlich wie Baum in seinen politischen Positionen. Historisch bedeutende Mobilisierungen wie die Bonner Demonstration von 1981 stehen im Kontext seiner Überzeugungen und Werte.
Gerhart Baum hinterlässt trotz seines Todes ein starkes Erbe, das weiterhin die politischen und gesellschaftlichen Diskussionen in Deutschland prägen wird. Sein Engagement für Bürgerrechte und Menschenwürde bleibt ein Leitstern in Zeiten wachsender politischer Herausforderungen.
Mehr Informationen über Gerhart Baums Leben und Wirken finden Sie in den Artikeln von Sächsische.de, ZDF und bpb.de.