Der Gender Pay Gap – das ist die Differenz zwischen dem durchschnittlichen Stundenverdienst von Frauen und Männern – bleibt auch 2025 ein brisantes Thema in Deutschland. Laut aktuellen Erhebungen verdienen Frauen im Durchschnitt 22,24 Euro pro Stunde, während Männer auf 26,34 Euro kommen. Dies entspricht einer Lohnlücke von 16 Prozent, die das Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in einer umfassenden Studie analysierte. Die Studie berücksichtigt die Löhne in 400 deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten, wobei lediglich in drei dieser Regionen Frauen mehr verdienen als Männer: in Stendal, Frankfurt an der Oder und Dessau-Roßlau, und das jeweils nur um 1,2 Prozent.

In Baden-Württemberg, wo die Lohnunterschiede besonders ausgeprägt sind, beträgt der Gender Pay Gap sogar 26,7 Prozent – der höchste Wert aller Bundesländer. Im Bodenseekreis etwa liegt die Lohnlücke bei alarmierenden 38,6 Prozent. Frauen verdienen hier durchschnittlich rund 21.000 Euro weniger als ihre männlichen Kollegen. Auch in Freudenstadt (35,7 Prozent) und Böblingen (33,3 Prozent) sind die Unterschiede signifikant ausgeprägt. Weniger dramatisch ist die Situation in Freiburg, wo Frauen „nur“ etwa 10.000 Euro weniger verdienen.

Regionale Unterschiede und deren Ursachen

Der Gender Pay Gap variiert stark je nach Region. In Baden-Württemberg ergeben sich die Unterschiede nicht nur aus beruflichen Entscheidungen, sondern auch aus dem regionalen Strukturwandel. Im Bodenseekreis arbeiten viele Männer in technischen Berufen, während in Dessau-Roßlau vermehrt Frauen im Gesundheitswesen tätig sind. Die regionale Analyse zeigt, dass die Berufswahl und Kinderbetreuung entscheidende Faktoren für die Lohnunterschiede darstellen. Frauen tendieren oft dazu, soziale Berufe zu wählen, während Männer häufig technische Berufe anstreben.

Weitere nicht zu vernachlässigende Aspekte sind die Erwerbsunterbrechungen bei Frauen, die aus familiären Gründen erfolgen, und die Auswirkungen von Teilzeitarbeit auf die Lohnentwicklung. Eine aktuelle Analyse legt zudem dar, dass der bereinigte Gender Pay Gap in Baden-Württemberg bei 17,9 Prozent liegt. Dieses Maß berücksichtigt Unterschiede in Beruf, Branche und Qualifikationen.

Equal Pay Day und Zukunftsaussichten

Der deutsche Equal Pay Day, der in diesem Jahr auf den 8. April fällt, ist ein symbolisches Datum, das verdeutlicht, wie viele zusätzliche Tage Frauen arbeiten müssten, um das durchschnittliche Gehalt von Männern zu erreichen. Angesichts einer Lohnlücke von 18 Prozent müssten Frauen etwa 65 Tage länger arbeiten. Vor allem in Ostdeutschland sind die Unterschiede geringer, sodass der Equal Pay Day in vielen Bundesländern deutlich früher als in den westdeutschen Bundesländern stattfindet.

Politische Maßnahmen, wie der Ausbau von Kinderbetreuungsmöglichkeiten und betriebliche Gleichstellungsmaßnahmen, sind entscheidend, um die Schließung der Lohnlücke zu beschleunigen. Forscherinnen und Forscher fordern auch Anreize für Väter, Elternzeit in Anspruch zu nehmen, um die Last der Kinderbetreuung gerechter zu verteilen.

Um die Lohnungleichheit zu überprüfen, können Frauen Gehaltsauskünfte im Rahmen des Entgelttransparenzgesetzes anfordern. Dies bietet eine Möglichkeit, potenzielle Ungleichheiten offenzulegen und zu bekämpfen. Daher bleibt der Gender Pay Gap ein zentraler Indikator für Verdienstungleichheit zwischen Männern und Frauen und erfordert kontinuierliche Aufmerksamkeit und Lösungsvorschläge.