Das Franziskuswerk Schönbrunn hat am 18. Januar 2025 an die Verbrechen des NS-Regimes erinnert, insbesondere an die schreckliche Deportation von Menschen mit geistiger Behinderung im Januar 1940. An diesem Tag begann die nationalsozialistische Krankenmordaktion T4, die zur Ermordung von 546 Menschen aus Schönbrunn führte. Jährlich wird dieser dunklen Epoche gedacht, um die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten und die gesellschaftliche Wahrnehmung von Menschen mit Behinderungen zu thematisieren. Die Gedenkveranstaltung wurde von Schülern der Akademie gestaltet und begleitend fand eine Fotoausstellung im W5-Bürgerhaus statt.

Markus Holl, Geschäftsführer des Franziskuswerks, wies in seiner Ansprache auf die Gefahren menschenverachtender Ideologien hin. Er betonte die Notwendigkeit, wachsam gegenüber einer gesellschaftlichen Aufteilung in „nützliches“ und „unnützes“ Leben zu bleiben und forderte eine positive Gegenposition zur Erinnerung an die Opfer. „Trotzdem Ja zum Leben sagen“ ist der Titel der Fotoausstellung, die die Lebensfreude der heutigen Bewohner Schönbrunns zeigt. Die Porträts wurden von der Fotografin Anja Kustermann aufgenommen, die auch die Stärke der Menschen in ihrem Alltag hervorhebt.

Ein Blick in die Geschichte

Die T4-Aktion der Nationalsozialisten folgte einer jahrzehntelangen Ideologie, die Menschen aufgrund ihrer vermeintlichen Erblichkeit bewertete. Die Nationalsozialisten gläubten an den Sozialdarwinismus und verbanden die Annahme von „gutem“ und „schlechtem Erbmaterial“ mit der Rechtfertigung von Morden an kranken und behinderten Menschen. Zu diesen Morden, die oft geheim durchgeführt wurden, erging ein „geheimer Befehl“ von Adolf Hitler zur „Kinder-Euthanasie“ im August 1939. Kinder mit Beeinträchtigungen wurden häufig ohne Wissen der Familien in spezielle Abteilungen gebracht und erlitten dort einen grausamen Tod.

Die Tötungsaktionen wurden von der Zentraldienststelle in Berlin aus koordiniert und in eigens geschaffenen Tötungsanstalten wie Grafeneck und Hartheim umgesetzt. Über 120.000 Menschen wurden in Deutschland im Rahmen dieser grausamen Aktionen ermordet, viele Angehörige erhielten falsche Informationen über die Todesursachen ihrer Lieben. Diese dunkle Geschichte ist nicht nur ein Teil der Vergangenheit, sondern war auch ein Thema bei der Gedenkveranstaltung, wo Auszubildende der Heilpädagogik Einzelschicksale der Opfer in Erinnerung riefen.

Die Bedeutung der Erinnerungskultur

Die Erinnerung an das NS-Regime bleibt eine immense Herausforderung für die deutsche Gesellschaft. Auch heute sieht man sich mit der Zunahme gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit konfrontiert. Die Aufklärung über Menschenrechte und die Lehren aus der Geschichte sind zentrale Elemente, um sicherzustellen, dass solch ein Grauensszenario nie wieder passiert. Historische Orte und Gedenkstätten müssen erhalten und erklärt werden, um das Verständnis für diese komplexe Vergangenheit zu fördern und sie für zukünftige Generationen greifbar zu machen.

Holl rief eindringlich dazu auf, wachsam gegenüber rechtsextremen und menschenverachtenden Tendenzen in der heutigen Zeit zu bleiben. Die Gedenkveranstaltungen wie die in Schönbrunn sollen nicht nur an die Vergangenheit erinnern, sondern auch ein Zeichen für Menschenwürde und Menschenrechte setzen.

Die Herausforderungen in der deutschen Erinnerungskultur sind vielfältig, dennoch wird die Bedeutung der Auseinandersetzung mit der Geschichte als unerlässlich erachtet, um Wiederholungen zu vermeiden und aktuelle gesellschaftliche Probleme zu adressieren.

Merkur berichtet, bpb zur historischen Perspektive und bpb zur Bedeutung der Erinnerungskultur in Deutschland.