In einer Zeit, in der die Welt mit multifaceteden Herausforderungen konfrontiert ist, hat die Forschungsgruppe der Würzburger Europäischen Ethnologie ein zukunftsweisendes Projekt ins Leben gerufen. Unter dem Namen „Planting Future: Multispicies Gardening in the Anthropocene“ (kurz: „Multispecies Gardening“) zielt die Initiative darauf ab, Gärtnerinnen und Gärtner als „Agents of Change“ in der Gesellschaft zu fördern. Geleitet von Professorin Michaela Fenske, Lehrstuhlinhaberin für Europäische Ethnologie / Empirische Kulturwissenschaft, wird das Projekt mit über 1,2 Millionen Euro von der Volkswagenstiftung unterstützt, im Rahmen der Initiative „Change!“.

Die Forschungsgruppe beabsichtigt, insbesondere den Wandel in der Gärtnerpraxis durch die verschiedenen Auswirkungen von Klimawandel, Artensterben und invasiven Pflanzenarten zu untersuchen. Mit rund 17 Millionen privaten Gärten in Deutschland stellt sie Gärtner als zentrale Akteure in diesem Transformationsprozess in den Fokus. Eine enge Kooperation mit der Bayerischen Gartenakademie ermöglicht es, Freizeitgärtnerinnen und -gärtner bei der Anpassung an diese Veränderungen zu unterstützen, beispielsweise durch Beratungen zu resilienteren Pflanzenarten.

Anpassung an den Klimawandel

Das Projekt reflektiert die notwendigen Anpassungen, die in der Gartenkultur erforderlich sind. Der Klimawandel hat bereits heute spürbare Auswirkungen auf die Wetterbedingungen und somit auf die Gartenarbeit. So war beispielsweise der Winter 2022 um 1,5 °C wärmer als der Durchschnitt, wobei auch der Frühling desselben Jahres mit einem Temperaturrekord von 33,7 °C in Bludenz auftrumpfen konnte. Diese Extremwetterereignisse machen deutlich, dass der Gartenbau vor nie dagewesenen Herausforderungen steht, die direkte Maßnahmen erfordern, um die Selbstversorgung in der Landwirtschaft zu sichern. In Österreich war das Jahr 2022 eines der drei wärmsten Jahre in der Messgeschichte, was insbesondere für die Landwirtschaft alarmierende Folgen haben kann, wie Gärtner und Florist berichtet.

Die Forschungsgruppe plant, Ergebnisse der Untersuchungen in Form von Ausstellungen, Büchern und Filmen der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und so das Bewusstsein für den Wandel im Anthropozän zu schärfen. In Deutschland sind private Gärten vor allem in der Mittelschicht weit verbreitet, die zwar als eher transformationsunfreudig gilt, aber dennoch großes Veränderungspotenzial birgt. Diese Menschen gezielt anzusprechen, ist Ziel der Forschung.

Verbindung zur Bevölkerung

Ein weiterer Aspekt des Projekts ist der geplante Kontakt zur Bevölkerung. Die Forschungsgruppe möchte untersuchen, wie Gärtnerinnen und Gärtner in ihrem Alltag mit den aktuellen Herausforderungen umgehen und welche Strategien sie entwickeln. Damit wird nicht nur der Transformationsprozess im Kleinen Betracht gezogen, sondern auch, wie diese Erfahrungen auf größere gesellschaftliche Bereiche übertragen werden können.

Der offizielle Projektstart ist für den 1. April 2025 vorgesehen. Zunächst wird ein Fokus auf Unterfranken gelegt, später sind deutschlandweite Projekte geplant. Interessierte Gärtnerinnen und Gärtner sind eingeladen, Kontakt zur Forschungsgruppe aufzunehmen, um aktiv an dieser wichtigen Initiative teilzunehmen und ihren Einfluss auf den gesellschaftlichen Wandel zu entfalten.