Im Jahr 2024 erlebte Deutschland mit mehr als zwei Millionen durchgeführten theoretischen Führerscheinprüfungen einen neuen Rekord. Diese hohe Zahl knüpft an die anhaltend besorgniserregende Entwicklung der Durchfallquoten, besonders in Städten wie Berlin, wo die Quote mittlerweile bei 50% liegt. Dies stellt eine alarmierende Situation dar, die nicht nur die Hauptstadt, sondern auch Sachsen-Anhalt auf den ersten Platz der höchsten Durchfallquoten katapultiert. Bundesweit liegt die Durchfallquote bei 45%, während im benachbarten Brandenburg die Quote bei 48% stabil bleibt. Diese Statistiken stammen aus den Berichten der technischen Prüfstellen, die bis zum 31. Januar 2025 erhoben wurden, und spiegeln eine zunehmende Fragestellung zur Qualität der Fahrerziehung in Deutschland wider.

Ein beunruhigender Trend zeigt sich auch in der praktischen Prüfung, wo 37% der Fahrschüler in der Klasse B nicht bestehen und die Quote über alle Klassen bei 41% liegt. Fast jeder zweite Fahrschüler hat die theoretische Prüfung 2024 nicht bestanden. Besonders auffällig ist, dass Unter-18-Jährige sowohl in theoretischen als auch praktischen Prüfungen besser abschneiden, was Fragen zu den Prüfungsbedingungen und der Vorbereitung aufwirft. Richard Goebelt vom TÜV-Verband hebt hervor, dass die hohe Durchfallrate auch oft auf psychische und finanzielle Belastungen zurückzuführen ist, die durch wiederholte Prüfungsversuche entstehen.

Zunehmende Täuschungsversuche

Zusätzlich zur hohen Durchfallquote kommt es vermehrt zu Täuschungsversuchen bei der Theorieprüfung. Im Jahr 2024 wurden bundesweit 4.198 Fälle registriert, was einem Anstieg von 12% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. In Berlin wird täglich mindestens ein Täuschungsversuch festgestellt, wobei 58% der Täuschenden professionell agieren. Die Methoden variieren und beinhalten unter anderem den Einsatz von technischen Hilfsmitteln, Spickzetteln und das Einschleusen von fremden Personen in die Prüfungssituation. Ein Drittel der registrierten Täuschungsversuche umfasst dabei das Auftreten anderer Personen in der Rolle des Prüflings.

Die gewichtige Rolle von Vorbereitung und Training darf nicht unterschätzt werden. Fahrschulen setzen zunehmend moderne Hilfsmittel wie Fahrsimulatoren ein, um den Fahrschülern eine realistischere Vorbereitung zu ermöglichen. Ein Beispiel dafür ist die Kölner Fahrschule Flix, die einen Simulator verwendet, dessen Nutzung für die Schüler kostenlos ist. Zudem müssen Fahrschüler dort vorab eine App nutzen, in der sie mindestens 70% der Fragen richtig beantworten müssen, bevor sie zur Theorieprüfung antreten können. Dies könnte helfen, die Durchfallquoten zu senken und die Fahrschüler besser auf die Prüfungen vorzubereiten.

Forderungen nach Reformen

Angesichts dieser alarmierenden Trends fordern Experten vom TÜV-Verband umfassende Reformen im Führerscheinwesen. Die Einführung verbindlicher elektronischer Lernstandskontrollen in Fahrschulen könnte helfen, die Qualität der Vorbereitung zu steigern. Die hohen Durchfallquoten, die 2024 eine Rekordhöhe von 49% in der theoretischen Prüfung und 42% in der praktischen Prüfung erreicht haben, erfordern dringend gezielte Maßnahmen. Es bleibt abzuwarten, ob und wie die zuständigen Behörden auf diese Herausforderungen reagieren werden, um die Fahrschüler besser zu unterstützen und das Niveau der Fahrerlaubnisprüfungen nachhaltig zu verbessern.