Am 25. Februar 2025 fand an der Universität Hohenheim eine Pressekonferenz zum Thema Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) statt, bei der Experten auf die steigenden Fallzahlen in Deutschland hinwiesen. Angesichts des warmen Wetters in den vergangenen Monaten, das eine ganzjährige Zeckenaktivität begünstigt, sind bereits im Januar die ersten FSME-Fälle gemeldet worden. Die Situation hat sich alarmierend entwickelt, denn 2024 verzeichnete das Robert-Koch-Institut (RKI) mit 686 FSME-Fällen die zweithöchste Zahl seit Einführung der Meldepflicht.

Laut den Angaben aus der Pressekonferenz sind etwa 80% der FSME-Fälle 2024 in Süddeutschland zu verzeichnen. Besonders betroffen waren die Bundesländer Bayern mit 311 und Baden-Württemberg mit 226 registrierten Fällen. Interessanterweise berichteten alle Bundesländer außer Hamburg und Schleswig-Holstein von FSME-Fällen, was auf die weitreichende Verbreitung des Virus hinweist. Sogar in nördlichen Bundesländern wie Sachsen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen steigen die Zahlen an, was die Notwendigkeit einer flächendeckenden Immunisierung verdeutlicht.

Risikogebiete und Immunisierung

Das FSME-Risiko besteht inzwischen in ganz Deutschland, selbst in Landkreisen, die nicht als Risikogebiete definiert sind. Dies wird durch die Feststellung gestützt, dass Zecken bereits bei Temperaturen ab 5 Grad Celsius aktiv sind, und milde Winterbedingungen ihr Überleben begünstigen. Zudem breiten sich neue FSME-Stämme aus Osteuropa aus und erreichen auch Länder wie Frankreich und Dänemark, wodurch die Relevanz einer Impfung für Reisende in diese Regionen steigt.

Über die Jahre hat die Dunkelziffer bei FSME-Infektionen zugenommen. Blutuntersuchungen zeigen, dass das Infektionsgeschehen in bestimmten Regionen, wie etwa dem Ortenaukreis, um das Siebenfache höher liegt als vor 40 Jahren. In Österreich, wo rund 80% der Bevölkerung geimpft sind, steigen trotz der hohen Durchimpfungsrate die Fallzahlen, was die Dringlichkeit einer FSME-Impfung unterstreicht – vor allem für Menschen, die viel Zeit im Freien verbringen oder in Nachbarländer reisen.

Impfstrategie und Krankheitsverlauf

Die Grundimmunisierung gegen FSME umfasst in der Regel drei Impfungen, gefolgt von einer Auffrischung alle fünf Jahre. Ab einem Alter von 50 oder 60 Jahren sollte die Auffrischung alle drei Jahre erfolgen. Statistisch gesehen sinken die Fallzahlen erst bei einer Durchimpfung von 50% der Bevölkerung; bisher hat jedoch kein Bundesland diese Quote erreicht. FSME wird nicht von Mensch zu Mensch übertragen, weshalb die Impfung einen individuellen Schutz bietet.

Die Symptome einer FSME-Infektion sind vielfältig und reichen von grippeähnlichen Anzeichen bis hin zu schweren neurologischen Störungen. Besonders hervorzuheben ist, dass etwa 1% der Patienten an dieser Krankheit sterben. Bei Kindern verlaufen allerdings die Erkrankungen insgesamt leichter; schwere Verläufe sind bei Erwachsenen in ca. 50% der Fälle zu beobachten, während diese bei Kindern nur etwa 25% ausmachen. Neurologische Folgeschäden treten bei Erwachsenen in 30-40% der Fälle auf, bei Kindern hingegen nur in 2% der Fälle.

Die Dringlichkeit der Impfung wird besonders für Kinder betont, da sie häufig draußen spielen und somit einem höheren Risiko ausgesetzt sind. Für Kinder ab einem Jahr stehen zwei Impfstoffe zur Verfügung. Grundsätzlich sollten die Nutzen und Risiken der Impfung in Bezug auf das Expositionsrisiko sorgfältig abgewogen werden, da bei einigen Geimpften Nebenwirkungen wie Fieber auftreten können.

Die umfassenden Daten und Informationen zu FSME werden vom RKI in verschiedenen Formaten bereitgestellt, etwa durch Karten zu Risikogebieten und eine jährliche Dokumentation der Krankheitsfälle. Diese Daten sind entscheidend, um die Entwicklung dieser Erkrankung in Deutschland besser zu verstehen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Das RKI ist einer der Hauptanbieter von Informationen zu FSME und stellt den Bürgern wertvolle Hinweise zur Verfügung, um sich zu schützen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Situation um FSME den Handlungsbedarf verdeutlicht, insbesondere vor dem Hintergrund des sich wandelnden Klimas und der damit einhergehenden Krankheitsrisiken. Die immer wiederkehrende Notwendigkeit einer hohen Durchimpfungsquote und die damit verbundenen Herausforderungen bleiben ein zentrales Thema in der Diskussion um den Gesundheitsschutz in Deutschland.