Hardo Zentner, ein erfahrener Geweihsammler aus der Region Müritz, wurde kürzlich wegen Jagdwilderei vor Gericht gestellt. Der 60-Jährige sammelte über 40 Jahre Geweihstangen zwischen Müritz und Drewitzer See. Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage, weil er im Jahr 2023 in 16 Fällen insgesamt 24 abgeworfene Geweihstangen ohne Genehmigung gesammelt haben soll. Die Verhandlung am Amtsgericht Waren dauerte nur 30 Minuten und endete mit einem Freispruch für Zentner, wie Nordkurier berichtet.

Der Verteidiger Zentners, Peter-Michael Diestel, ein ehemaliger Innenminister der DDR und erfahrener Jäger, erläuterte, dass das Sammeln von Geweihstangen zur Kontrolle der genetischen Entwicklung von Hirschen beiträgt. Hirsche werfen ihr Geweih einmal jährlich ab und stehen dadurch in engem Zusammenhang mit der Natur und dem Ökosystem. Diestel betonte, dass Zentner stets im Interesse der Jäger und der Gesellschaft gehandelt habe. Vereinsamungen in der Umwelt machen das Sammeln von Geweihstangen besonders wichtig.

Die rechtlichen Aspekte der Jagd

In Deutschland ist das Sammeln von Geweihstangen reguliert. Es ist in der Regel den Jagdberechtigten vorbehalten oder erfordert eine Genehmigung. Zentner hatte sich jedoch seit Jahrzehnten mit Jägern abgestimmt und war ebenfalls als Treiber bei organisierten Jagden aktiv, was seinen rechtlichen Standpunkt stärkte. Dennoch wurde gegen ihn aufgrund einer Anzeige eines Polizeikollegen ermittelt, die zur Auswertung seines Handys führten, auf dem Bilder der gesammelten Geweihstangen gefunden wurden. Dies wirft Fragen zur Erlaubnis und zur Definition von Jagdwilderei auf.

Wilderei umfasst in Deutschland das illegale Nachstellen, Fangen und Töten von Wild, sowie das Mitnehmen von Geweihen oder anderen Teilen ohne Erlaubnis, wie in Pirsch ausgeführt wird. Die rechtlichen Konsequenzen sind erheblich; Wilderer können mit Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren oder Geldstrafen bestraft werden. Schwere Fälle ziehen sogar längere Haftstrafen nach sich.

Aktuelle Entwicklungen der Jagdwilderei

Die Thematik der Jagdwilderei ist nicht nur auf Zentners Fall beschränkt, sondern zeigt sich auch in einer Vielzahl von anderen Vorfällen. In Dresden etwa wurde ein totes Reh gefunden, das nachweislich eine Schussverletzung aufwies. Dies belegt die Besorgnis erregende Realität der illegalen Jagd und der Gefährdung der Umwelt, wie vom LJV Sachsen berichtet. Die Gefährdung für andere Leute in der Nähe von illegalen Schussorten ist enorm.

Die Dunkelziffer von Wilderei wird als hoch eingeschätzt, da viele Fälle nie gemeldet werden. Die Polizeiliche Kriminalstatistik erfasste im Jahr 2020 1.080 Fälle, von denen nur 336 aufgeklärt wurden. Beyond diese erschreckenden Statistiken ist das Problem auch kulturell verwurzelt; viele Wilderer kommen aus verschiedenen sozialen Schichten, was verhindert, dass es ein typisches Bild eines Wilderers gibt.

Zusammenfassend zeigt der Fall Zentner, wie komplex und mehrdimensional das Thema der Jagdwilderei in Deutschland ist. Auf der einen Seite steht der Erhalt der Natur, während auf der anderen Seite die rechtlichen Rahmenbedingungen und die potenziellen Schäden, die durch illegales Handeln entstehen, herausgefordert werden.