Am 8. März 2025, dem Internationalen Frauentag, versammelten sich in Berlin tausende Menschen, um für Frauenrechte und Gleichstellung zu demonstrieren. Die größte Demonstration startete am Oranienplatz in Kreuzberg und führte zum Roten Rathaus in Mitte. Laut Polizei lag die Teilnehmerzahl im unteren fünfstelligen Bereich, während der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) von 13.000 bis 16.000 Teilnehmern sprach. Ein Bündnis aus Gewerkschaften, feministischen Initiativen und verschiedenen Verbänden hatte zu dieser Demonstration aufgerufen. Zentrale Themen waren Chancengleichheit, sexuelle Selbstbestimmung sowie der Protest gegen Kürzungen und Gewalt.

Insgesamt waren in Berlin zehn Kundgebungen, Mahnwachen und Demonstrationen zur Geschlechtergerechtigkeit angemeldet. Erheblichen Zulauf erfuhr auch eine weitere Veranstaltung in Prenzlauer Berg mit rund 4.000 Teilnehmern. Zusätzlich fand eine Fahrraddemonstration mit etwa 1.600 Menschen zwischen Kreuzberg und Mitte statt. Die verschiedenen Forderungen umfassten unter anderem die Umverteilung von Sorgearbeit, flexible Arbeitszeiten und gleiche Löhne.

Chancengleichheit und Gewalt gegen Frauen

Nele Techen, die stellvertretende Vorsitzende des DGB Berlin-Brandenburg, betonte die zentrale Bedeutung finanzieller Unabhängigkeit und der gerechten Verteilung von Sorgearbeit. Statistiken zeigen, dass Frauen im Durchschnitt 16 Prozent weniger verdienen als Männer (unbereinigt) und 6 Prozent weniger (bereinigt). Zudem ist die Gewalt gegen Frauen angestiegen; 2023 wurden nahezu täglich Frauen von Männern getötet. Schockierende Zahlen belegen, dass eine von drei Frauen in Deutschland mindestens einmal körperliche oder sexualisierte Gewalt erfahren hat. Die Demonstranten forderten auch die Abschaffung des Paragrafen 218, welcher Schwangerschaftsabbrüche regelt, nachdem ein Versuch zur Legalisierung im Februar 2023 gescheitert war. Der Slogan „My body, my choice“ symbolisiert die Forderung nach sexueller Selbstbestimmung.

Parallel zu den Ereignissen in Berlin fanden auch in Brandenburg Protestaktionen und Veranstaltungen statt. Allerdings ist der Frauentag dort kein gesetzlicher Feiertag. Die Polizei war mit rund 800 Einsatzkräften vor Ort, um die Sicherheit während der Ereignisse zu gewährleisten und führte entsprechend Sperrungen und Verkehrseinschränkungen durch.

Gender Pay Gap und Maßnahmen zur Gleichstellung

Die Gender-Pay-Gap – die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen – beträgt bundesweit weiterhin 16 Prozent. Frauen verdienen durchschnittlich 22,24 Euro pro Stunde, während Männer 26,34 Euro erhalten. Besondere Herausforderungen gibt es in den alten Bundesländern, wo die Lohnlücke bei 17 Prozent liegt, im Osten Deutschlands hingegen sind es nur 5 Prozent. Dies wirft ein Licht auf die überproportionale Armut, die Frauen betrifft, während sie häufig in Teilzeit arbeiten und dadurch niedrigere Rentenansprüche haben.

Bettina Kohlrausch, Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Böckler-Stiftung, kritisiert die ungleiche Verteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit. Ökonomische Maßnahmen der Bundesregierung zur Verringerung der Lohnlücke beinhalten unter anderem den gesetzlichen Mindestlohn, den Ausbau der Kinderbetreuung und Gesetze zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen in Führungspositionen. Zudem gilt seit dem 6. Juli 2017 das Entgelttransparenzgesetz, welches individuell Auskunftsrechte für Mitarbeiter von Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten festlegt.

Die Realisierung fairer Entlohnung bleibt ein zentrales Thema der Diskussion. Und während der Bundesrat im Februar dem Gewalthilfegesetz zustimmte, welches ab 2032 einen Rechtsanspruch auf Hilfen beinhalten wird, bleibt die Zahl der fehlenden Plätze in Frauenhäusern alarmierend hoch. Die AWO kritisiert außerdem die unzureichende Verfügbarkeit von Schutzeinrichtungen in zahlreichen Landkreisen und Städten, was die Situation für betroffene Frauen weiter verschärft.

Zusammengefasst zeigen die Demonstrationen und die Diskussionen um den Internationalen Frauentag die anhaltenden Herausforderungen für Frauen in Deutschland. Obgleich Fortschritte erzielt wurden, bleibt viel zu tun, um echte Gleichstellung und Sicherheit für alle Frauen zu gewährleisten.

Für weitere Informationen, siehe die Berichte von rbb24, MDR und BMFSFJ.