Am 8. März wird weltweit der Internationale Frauentag gefeiert. Doch während viele die Errungenschaften von Frauen würdigen, bleiben die Belange von Sexarbeiterinnen oft im Schatten. Dies stellt die Beratungsstelle ela in Ulm, die sich für die Rechte und das Wohlbefinden von Prostituierten einsetzt, in den Vordergrund. Laut einem Bericht von Schwäbische ist es wichtig zu betonen, dass es nicht „die eine“ stereotype Sexarbeiterin gibt. Vielmehr gibt es ein breites Spektrum an Lebensgeschichten und Erfahrungen, die diese Frauen mitbringen.

Beraterin Tanja Wöhrle führt aus, dass viele Frauen in der Sexarbeit aus Osteuropa stammen. Oftmals entscheiden sie sich bewusst für diesen Beruf, jedoch geschieht dies häufig auch aufgrund der begrenzten Möglichkeiten in ihren Herkunftsländern. In Ländern wie Rumänien und Bulgarien sind die guten Arbeitsplätze rar und das Sozialsystem ist schwach, was zur Arbeitsmigration führt. Diese Faktoren machen den Weg in die Sexarbeit zu einer der wenigen verbleibenden Optionen.

Rechtliche Rahmenbedingungen und Gesundheitsversorgung

Um den Sexarbeiterinnen in Deutschland ein sicheres und legales Arbeitsumfeld zu bieten, informiert die Beratungsstelle über die rechtlichen Anforderungen. Dazu gehört unter anderem die Meldung beim Gesundheits- und Ordnungsamt. Sexarbeiterinnen unterliegen der Steuerpflicht, was bedeutet, dass ihre Daten an das Finanzamt übermittelt werden müssen.

Ein neues Steuermodell, das Düsseldorfer Verfahren, ermöglicht Steuervorauszahlungen. Jedoch ist dieses Modell nicht in allen Bundesländern verfügbar. Ein weiteres drängendes Problem ist, dass viele Sexarbeiterinnen keine Krankenversicherung besitzen, was den Zugang zu medizinischer Versorgung erschwert. Die Beratungsstelle arbeitet deshalb mit Gynäkologen zusammen, die auch ohne Krankenversicherung helfen können. Ab 2024 wird zudem in Ulm eine Clearingstelle eingerichtet, die anonyme Behandlungsscheine für Menschen ohne Krankenversicherung ausstellt.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie

Seit der Corona-Pandemie haben sich die Arbeitsbedingungen für viele Sexarbeiterinnen verändert. Einige arbeiten jetzt in Hotelzimmern oder von zu Hause aus. Diese Optionen sind kostengünstiger, bringen jedoch auch ein höheres Risiko mit sich. Die Kommunikation zwischen Beraterinnen und Sexarbeiterinnen erfolgt zunehmend über Plattformen wie WhatsApp, insbesondere bei Frauen, die nicht in Bordellen arbeiten.

Ein weiterer bemerkenswerter Trend ist der Anstieg von transsexuellen Personen, die Beratung suchen. Diese Personen sehen sich häufig Diskriminierung ausgesetzt und haben weniger Arbeitsmöglichkeiten, was die Notwendigkeit für spezialisierte Unterstützung verstärkt. Wöhrle und Kuwertz setzen sich aktiv dafür ein, die Sichtbarkeit von Sexarbeiterinnen zu erhöhen und deren Lebensrealitäten in den öffentlichen Diskurs zu bringen.

Für weiterführende Informationen über die Herausforderungen und Unterstützungsangebote für Sexarbeiterinnen, siehe den umfassenden Bericht auf PH Freiburg.