Abtreibung bleibt ein zentrales Thema in politischen und gesellschaftlichen Diskussionen. Während einige Länder liberalere Regelungen einführen, setzen sich konservative Kräfte in anderen Ländern für restriktive Gesetze ein. Diese Entwicklungen werden von Anti-Abtreibungsbewegungen und feministischen Aktivist*innen beeinflusst. Die Relevanz feministischer Gruppierungen, die für selbstbestimmte Schwangerschaftsabbrüche kämpfen, nimmt zu, wie aktuell.uni-bielefeld.de berichtet.

Zwischen dem 15. und 17. Januar 2025 findet am Bielefelder Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) ein Workshop mit dem Titel „Translocal Networks for Feminist Self-Manage Abortion in the Americas and Europe“ statt. Veranstaltet wird dieser von Professorin Mariana Prandini Assis und Professorin Nayla Luz Vacarezza. Neun Forscherinnen aus verschiedenen Ländern nehmen daran teil, um die Sichtbarkeit translokaler Netzwerke für selbstbestimmte Schwangerschaftsabbrüche zu analysieren und den Austausch zwischen Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen zu fördern.

Feministische Kämpfe und Reproduktionsrechte

Das Spannungsfeld zwischen feministischer Selbstbestimmung und Abtreibung wird auch in Kirsten Achteliks Buch thematisiert, das aktuelle feministische Debatten zu reproduktiven Rechten und den Einfluss von „Lebensschützern“ beleuchtet. Achtelik diskutiert in ihrem Werk die Probleme um pränatale Untersuchungen und die gesellschaftlichen Implikationen dieser Praktiken. Ihr Ziel ist es, die Gemeinsamkeiten und Konflikte zwischen der Frauen- und der Behindertenbewegung aufzuzeigen, während sie die Frage nach einem nicht selektiven Konzept von Selbstbestimmung aufwirft. Das Buch ist eine wichtige Quelle für die Diskussion um Feminismus, Pränataldiagnostik und Abtreibung und plädiert für die Streichung des § 218.

Außerdem wird in dem Buch auf historische Kämpfe für die Abschaffung des § 218 eingegangen, sowie auf den Widerstand gegen Gen- und Reproduktionstechniken in den 1980er Jahren. Die Autorin kritisiert auch behinderungsfeindliche Narrative, die in der gesellschaftlichen Debatte oft zutage treten, und fordert eine inklusive Gesellschaft.

Globale Perspektiven auf Abtreibungsrechte

Weltweit kämpfen Pro-Choice-Aktivist*innen für das Recht auf Abtreibung, insbesondere in Ländern mit starken rechtskonservativen und antifeministischen Bewegungen. Auf der Netzwerktagung Geschlechterdemokratie 2019 wurde deutlich, wie vielfältig die Ansätze sind, um reproduktive Rechte zu verteidigen. Beispielweise gab es in Argentinien eine starke gesellschaftliche Debatte zur Entkriminalisierung von Abtreibungen, die jedoch im Senat knapp abgelehnt wurde. In Ländern wie Irland wurde durch ein Referendum eine Legalisierung von Abtreibungen erreicht, während in Nordirland neue Gesetze verabschiedet wurden.

In Mexiko und Australien wurden Abtreibungen in bestimmten Regionen legalisiert, jedoch gibt es auch einen Backlash in Ländern mit bestehenden Abtreibungsrechten, bedingt durch das Erstarken rechtsextremer Kräfte. In Deutschland sind seit einigen Jahren Protestaktionen von Abtreibungsgegner*innen sichtbar, die regelmäßig „Märsche für das Leben“ veranstalten. Auch in Sachsen wird der „Schweigemarsch“ jährlich durchgeführt, ohne signifikante Veränderungen in den Teilnehmerzahlen.

In Anbetracht dieser Herausforderungen wird deutlich, dass feministische Kämpfe für reproduktive Rechte ein wichtiges gesellschaftliches Anliegen bleiben. Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen arbeiten daran, diese Themen sowohl lokal als auch global sichtbar zu machen.
Für weiterführende Informationen zu feministischen Kämpfen für reproduktive Rechte weltweit, siehe weiterdenken.de und das Buch von verbrecherverlag.de.