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Familiäre Traumata und gesellschaftlicher Realismus: Ingeborg-Bachmann-Preis 2022

Der literarische Wettbewerb um den begehrten Ingeborg-Bachmann-Preis 2024 fand in Klagenfurt statt und zeigte eine Vielfalt an tiefgreifenden Texten, die langanhaltende familiäre Wunden thematisieren. Dieses Jahr stach der Autor Tijan Sila aus Sarajevo hervor, der mit seinem eindringlichen Werk „Der Tag, an dem meine Mutter verrückt wurde“ die Jury überzeugte und den Hauptpreis gewann.

Sila, der heute in Kaiserslautern lebt, war Kriegsflüchtling und kam 1994 nach Deutschland. Seine Erzählung beschreibt nicht nur das plötzliche Eintreten der Schizophrenie bei seiner Mutter, sondern auch das unaufhaltsame Hinabgleiten seines Vaters in ein zwanghaftes Vermüllungssyndrom. Die tragischen und zugleich humorvollen Szenen aus den Jugoslawienkriegen, wie die Tante, die beim Stillen ihres Neugeborenen von einer Granate getötet wird, vermitteln eine einzigartige Perspektive auf die Schrecken des Krieges.

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Ergreifend ist auch das Werk von Tamara Stajner, „Luft nach unten“, das sie den Kelag-Preis einbrachte. Die beschriebene Beziehung zu einer liebevollen, gewaltvollen und krankhaften Mutter brachte Stajner beim Vorlesen fast zum Abbruch vor Rührung. Ebenso berührend war Denis Pfabes „Die Möglichkeit einer Ordnung“, in dem ein Mann versucht, über den Verlust seines Kindes hinwegzukommen.

Neben den Gewinnerbeiträgen schilderten auch Henrik Szantos und Miedya Mahmod in ihren Texten auf kunstvolle Weise traumatische Erlebnisse und den Willen, historische Traumata zu überwinden. Obwohl nicht jeder Beitrag prämiert wurde, spiegelte sich in allen Texten der Drang wider, die persönlichen und gesellschaftlichen Traumata zu bearbeiten und zu überwinden.

Eine besondere Note des Wettbewerbs setzte Johanna Sebauer mit ihrer Satire „Das Gurkerl“, die für humorvolle Unterhaltung sorgte und ihr den Publikumspreis sowie den 3sat-Preis einbrachte. Ihre Geschichte um einen Gewürzgurken-Spritzer, der eine mediale und gesellschaftliche Eskalation auslöst, sorgte für Lacher und Staunen im Publikum.

Insgesamt war der diesjährige Ingeborg-Bachmann-Preis ein Spiegelbild der literarischen Vielfalt und der Auseinandersetzung mit persönlichen und historischen Traumata, die es verdient, in der Literaturszene Gehör zu finden und die Leserschaft zu bewegen.

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Mit einem Portfolio, das mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung umfasst, ist der freie Redakteur und Journalist Konrad l. Schneider ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft.
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