Louisa Arnold, Psychologin und Expertin für angewandte Diagnostik an der FernUniversität Hagen, hat kürzlich eine Fachtagung in Leipzig zum Thema „Begutachtung und Kinderschutz bei Familien mit Migrationshintergrund“ veranstaltet. Diese richtete sich an Fachkräfte wie Anwälte, Sachverständige, Familienrichter und Mitarbeitende von Jugendämtern. Auf der Tagung wurde die Notwendigkeit professioneller Gutachten betont, insbesondere wenn das Wohlergehen von Kindern gefährdet ist und psychologische Gutachten zur Klärung der Familiensituation beitragen können. Die Erstellung eines solchen Gutachtens erfordert systematische Beobachtungen und Gespräche mit den Eltern und Kindern, um deren Interaktion zu bewerten. Laut fernuni-hagen.de könnten Sprachbarrieren und unterschiedliche kulturelle Hintergründe dabei Herausforderungen darstellen.
Ein wichtiger Aspekt der Tagung war die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Erziehungsnormen zwischen Kulturen. Diese Unterschiede erfordern eine sorgfältige Aufklärung und Sensibilisierung der Beteiligten. Besonders hervorgehoben wurde, dass viele Väter in Migrantenfamilien sich als erziehende Figuren sehen, jedoch oft keine aktive Rolle in der Care-Arbeit übernehmen. Das führte zur Diskussion über die Retraditionalisierung patriarchaler Rollen, die nach einer Umsiedlung nach Deutschland auftreten kann, oft verstärkt durch Arbeitslosigkeit.
Kultursensible Ansätze in der Begutachtung
Das Seminar zur kultursensitiven familienpsychologischen Begutachtung, das von der Psychologenakademie angeboten wird, thematisiert kulturspezifische und globale Kriterien für familiengerichtliche Fragestellungen. In Deutschland hat etwa jeder vierte Einwohner einen Migrationshintergrund, was die Anwendbarkeit deutscher Wertvorstellungen auf nicht-deutsche Familien in Frage stellt. In den Seminarinhalten werden die wesentlichen Themen wie kultursensitive Kommunikation, das diagnostische Vorgehen für nicht-deutsche Probanden und der Umgang mit eigenen Vorurteilen behandelt. Zudem werden praktische Fallbeispiele diskutiert, die den Teilnehmern helfen sollen, ihre Erkenntnisse in der Praxis anzuwenden. psychologenakademie.de betont die Bedeutung von Toleranz für Andersartigkeit im Kontext der Leitkultur.
Die Seminarziele umfassen eine Einführung in Ethnopsychologie und interkulturelle Kommunikation sowie die Überprüfung der Arbeitsweise als familienpsychologischer Sachverständiger. Die Veranstaltung richtet sich an Psychologen, Psychotherapeuten, Ärzte und Studierende, die bereits Vorerfahrungen in der familienpsychologischen Begutachtung haben. Eigene Fallbeispiele sind willkommen und eine umfangreiche Liste von Literaturempfehlungen steht den Teilnehmern zur Verfügung.
Ausblick auf zukünftige Seminare
Im Mai 2025 werden weitere Seminare angeboten, die sich mit der kultursensitiven Diagnostik von Psychopathologie befassen. Diese Seminare bieten theoretischen Input und praktische Fallauswertungen, um die komplexen Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit Familien mit Migrationshintergrund besser zu verstehen. Die Teilnehmer können sich auf die Erarbeitung konkreter Methoden für eine kultursensible Begutachtung freuen, um dem Bedarf an qualitativ hochwertigen Gutachten gerecht zu werden. Laut psychologenakademie.de ist die Wiederholung einer Studie zur Gutachtenqualität geplant, wobei ein spezieller Fokus auf kultursensible Ansätze gelegt wird.